Die Verbannung aus dem Zauberreiche
oder Dreissig Jahre aus dem Leben eines Lumpen
HKA Stücke 1, S. 495–514
SW Bd. 1, S. 619–652
GW Bd. 1, S. 644–647
HKA Stücke 1, S. 453–462
SW Bd. 1, S. 1–86
GW Bd. 1, S. 195–264
HKA Stücke 1 (Herausgeber: Walla), S. 181–237
Diehl
Neufeld
Das Vorspiel spielt im Geisterreich. Die zweite Abteilung spielt in einer großen Stadt und bei einem nahegelegenen Landhaus der Frau von Bretnagel. Die dritte Abteilung spielt in einer ansehnlichen Provinzstadt. Die vierte Abteilung spielt in einer Hauptstadt. Die fünfte Abteilung spielt in der vorigen Hauptstadt. Die letzte Szene spielt abermals im Zauberreich.
1. Abteilung (Vorspiel: Die Verbannung):
Chor I, 1. – Pumpf ist ganz außer sich vor Freude, weil sein Sohn Longinus nach fünfjähriger Abwesenheit nach Hause zurückkehrt. Doch Nocturnus macht Pumpf schwere Vorwürfe: Pumpf habe ihm nicht erlaubt, Longinus zu begleiten. Außerdem habe Pumpf sich nicht mit Hilfe seiner Zaubermacht über den Lebenswandel seines Sohnes informiert. Nun kehre Longinus als Lump zurück. Pumpf ist erbost über Nocturnus’ Rede. Nach Pumpfs Wünschen soll Longinus Urania heiraten. – Arie (Auftrittslied) Longinus I, 4 („Papa, ich komm z’Haus, welch ein festlicher Tag“). – Longinus spricht sofort nach seiner Ankunft von Schulden. Da wird dem Vater klar, daß er tatsächlich ein Lump geworden ist. Zum Entsetzen von Urania berichtet Longinus ohne ein Wort des Bedauerns von seinem unsoliden Lebenswandel. Zu allem Überfluß gesteht er ein, 300 Frauen haben zu wollen. Eine davon solle Urania sein, die eine Hochzeit mit Longinus nun strikt ablehnt. Pumpf ruft Nocturnus um Hilfe an. Dieser will Longinus nicht strafen, sondern bessern: Longinus wird aus dem Zauberreich verbannt, bis er sich gebessert hat. 30 Jahre lang soll er als Lump auf der Erde leben. Longinus ist begeistert von der Idee. Im Zauberreich werden die Jahre wie Tage vergehen. Nocturnus erklärt den Ablauf: Zunächst soll Longinus zehn Jahre als Lump leben. Danach darf er wählen, ob er weitere zehn Jahre bleiben will. Sollte er diese Möglichkeit wählen, wird er auf jeden Fall auch die letzten zehn Jahre noch bleiben müssen. – Chor I, 5.
2. Abteilung (Der Rausch):
Adolph ist in Albertine verliebt, die am nächsten Tag Longinus heiraten soll. Heinrich selbst will diese Hochzeit verhindern und dafür sorgen, daß der Bräutigam nicht erscheint. Unterdessen versucht Albertine vergeblich, ihren Vater von der Hochzeit abzubringen. Der Vater hält es für das Beste, wenn die Eltern den Bräutigam aussuchen. Der Neffe der reichen Frau von Bretnagel sei genau der Richtige und Albertine müsse ihn lieben. Um Braut und Bräutigam miteinander bekannt zu machen, erscheint Frau von Bretnagel mit Longinus, den sie wie ein kleines Kind behandelt. – Chor I, 9. In der Küche streiten sich Jakob und Emma. Jakob ist eifersüchtig wegen Longinus, doch Emma beteuert ihre Treue. – Ariette Emma I, 10 („Es ist mit euch ihr Männer gar nicht auszuhalten“). – Longinus und Heinrich kommen in die Küche, und Longinus fängt sofort an, Emma schön zu tun. Um Jakob zu beruhigen, schlägt Heinrich vor, gemeinsam ins Wirtshaus zu gehen. – Quodlibet Emma, Jakob, Longinus I, 12. – Vor den Augen der Hochzeitsgesellschaft wird Longinus am Morgen völlig betrunken aus dem Wirtshaus geworfen. Herr von Eisenkopf ist entsetzt, bestimmt Adolph zu seinem Kompagnon und erklärt, daß Adolph und Albertine in einer Woche heiraten werden. Frau von Bretnagel weist Longinus aus dem Haus, sein Geld will sie ihm nachschicken. In einem Unbekannten, der sich unter die Gäste gesellt hatte, erkennt Longinus Nocturnus, der ihm mitteilt, daß der Weg ins Geisterreich für ihn versperrt ist. Noch nicht einmal ein Jahr ist verstrichen.
3. Abteilung (Die Schenke):
Chor der Gäste II, 1. – Longinus, 34 Jahre alt, Schauspieler, erscheint als liederlicher Mensch in einem Gasthaus. Dort trifft er auf Nocturnus, den er in der Gestalt eines Direktors nicht erkennt. Dem Direktor erzählt er, daß er seit neun Jahren beim Theater sei und seine letzte Stellung verloren habe, weil er den Direktor geschlagen habe. Dieser wollte Longinus kein Geld geben, weil er ihm nichts schuldig war. Auch dieser Direktor will ihn nicht anstellen. Longinus sei ein liederlicher Mensch, eben ein Lump, der seiner Gesellschaft schaden würde. Longinus erzählt sein Schicksal: Seine Tante habe ihn davongejagt, jedoch nicht ohne ihm vorher sein Erbteil von 100.000 Talern auszuzahlen. Das Geld habe er gemeinsam mit seinem Diener Heinrich, der nun Kapitalist sei, innerhalb eines Jahres in Paris durchgebracht. Trotzdem will Longinus nicht zu einem ordentlichen Leben zurückkehren. Noch mindestens zehn Jahre will er weiterhin als Lump leben. Nocturnus erwidert: „Frei wählst du deine zweiten zehn Jahre. Bei den dritten hast du keine Wahl. Sie werden deine Strafe sein.“
4. Abteilung (Der Diebstahl):
Heinrich und Lisette, beide um 20 Jahre älter, besitzen das Hotel „Zum goldenen Adler“. Heinrich ist stolz darauf, Longinus vor 19 Jahren um einen Teil seines Vermögens gebracht zu haben. Seit drei Jahren arbeitet Longinus bei ihm als Lohnbedienter, ohne jedoch seinen Lebenswandel geändert zu haben. Adolph, mittlerweile reicher Bankier, Albertine und ihre Tochter Therese sind im Hotel abgestiegen. Der verbitterte Longinus, 44 Jahre alt, wird von Heinrich entlassen, weil er durch seine Geschäfte das Hotel in Verruf bringt. Als Pflastertritt Longinus bittet, ihm eine Unterredung mit Therese zu verschaffen, erkennt Longinus eine Möglichkeit, sich an Adolph zu rächen, weil dieser ihm die Frau weggenommen und deren Geld bekommen hat. Finanziell steckt Longinus in der Klemme: Man verlangt von ihm die Begleichung von Wechseln über 500 Gulden. Doch er besitzt nicht mehr das Geringste: kein Geld, keine Möbel, keine Kleider. Nach einigem Zögern beschließt er, Adolph einige Obligationen zu stehlen. Longinus arrangiert ein Treffen zwischen Therese und Pflastertritt und berichtet dann wie zufällig Adolph und Albertine von diesem Rendezvous. Adolph ist empört und eilt davon. Longinus nutzt diese Gelegenheit, die Schatulle mit den Obligationen an sich zu nehmen. Allerdings bemerkt Adolph den Dieb, und Longinus wird festgenommen. Es erfolgt eine Verwandlung: Nocturnus erscheint und stellt fest, daß alles nach seinen Wünschen geht; Longinus wird auch die letzten zehn Jahre, die ihn strafen sollen, noch auf der Erde verbringen. Crepontes berichtet, daß Pumpf sehr wütend ist, weil Longinus von Jahr zu Jahr ein ärgerer Lump wird, doch Nocturnus läßt sich nicht beirren.
5. Abteilung (Die Strafe):
Longinus, 54 Jahre alt, ist Gassensäuberer, voll Unmut und später Reue, abgemagert und elend gekleidet. Er sieht die Schuld an seinem Unglück bei der Erziehung durch seine Tante: „Gar zu streng sein gegen die Kinder ist akkurat so dumm, als wenn man ihnen alles angehn läßt.“ Longinus bereut, nicht schon vor 20 Jahren sein Leben geändert zu haben. – Arie Longinus II, 28 („Wenn ich a untreues Weib seh, so möchte ich ihr sagn“). – Chor II, 29. – Gebessert kehrt Longinus ins Zauberreich zurück und ist überglücklich, seinen Vater und seine Braut Urania wiederzusehen. Er ist der Meinung, daß es weniger Lumpen gäbe, wenn alle wüßten, wie es nach 30 Jahren mit ihnen stehe. – Schlußgesang Longinus II, 32 („Die Jugend ist gar selten solid!“).