Der Tod am Hochzeitstage

oder Mann, Frau, Kind

Zauberspiel in 2 Akten
Uraufführung
18. August 1829, Theater in der Josefstadt (4 Aufführungen)
Nestroy-Rolle
Herr von Dappschädl (Rollenverzeichnis 328)
Musik
Franz Roser [nicht erhalten]
Vorlage
Motivparallelen zu Stücken von J. A. Gleich
vgl. HKA Stücke 1, S. 464, Mautner 1974, S. 377, und Walla
Überlieferung
Gladt S. 82 f., SW Bd. 1, S. 653–658
HKA Stücke 1, S. 463–482
Werkausgaben (Stücktext)
SW Bd. 1, S. 87–217
HKA Stücke 1 (Hg.: Walla), S. 243–343
Literatur
HKA Stücke 1, S. 108
Diehl
Neufeld
Personen
Herr von Dappschädl ein reicher Gutsbesitzer
Henriette seine Mündel, Schwestertochter von Dappschädls verstorbener Frau
Frau von Steinbach Witwe, Besitzerin eines an Dappschädls Ländereien angrenzenden Landgutes
Carl ihr Neffe
Grund Dappschädls alter Kammerdiener
Sepherl eine Magd
Martin Richter in einem Dorfe zu Dappschädls Besitzungen gehörend
Steffel Strohmann, Bauern desselben Dorfes
Zwei Bauern
Ein Räuberhauptmann
1. und 2. Räuber
Matz Stixlmann
Mehrere Räuber
Lunara die Traumkönigin
Die älteste Hexe
Die 2. Hexe
Eine schwarze Gestalt
Mehrere Hexen
Ein Bedienter auf Herrn von Dappschädls Schloß
Landleute beiderlei Geschlechts, Genien, [Faunen], Satyrn, allegorische Personen
Personen des 1. und 2. Traumes vom Jahre 1804
Herr von Dappschädl als junger Ehemann
Frau von Dappschädl seine Gemahlin
Peppi deren Kammerjungfer
Grund sein Kammerdiener
Sir Punschington ein Engländer
Miß Lunar seine Nichte, Witwe
Madame Klang Singmeisterin
Madame Point d’honneur Witwe
Emilie ihre Tochter
Siegwart Point d’Honneur ihr Sohn, englischer Reiter
Joseph, Christian, Johann Bediente in Herrn von Dappschädls Hause
Ein Musicus
Mehrere Musici, Bediente
Personen des Traumes vom Jahre 1807
Dappschädels zweijähriges Kind
Frau Stixl Kindsweib
Ein Grenadier
Madame Subtile Marchande des Modes

Die Handlung geht im 1. Akt teils auf dem Schlosse des Herrn von Dappschädl und dessen Umgebung, teils im Reiche der Unmöglichkeit vor, und spielt im Jahre 1829. Die im 2. Akt vorkommenden Träume vom Jahre 1804 und 1807 spielen in der Stadt, der Schluß auf Herrn von Dappschädls Schlosse im Jahre 1829.

1. Akt

Chor (mit Stixlmann) I, 1. – Die Räuberbande wirft Stixlmann vor, ein schlechter Räuber zu sein. Um bei der Bande bleiben zu dürfen, soll er Carl ausrauben, der sich bei der Jagd verspätet hat. Durch einen glücklichen Zufall findet Stixlmann Carls Gewehr und Brieftasche im Wald. – Chor der Hexen I, 6. – Dabei wird Stixlmann Zeuge, wie die Hexenversammlung auf die Traumkönigin Lunara trifft. Die Hexen erzählen Lunara: Die gesamte Gegend gehört Dappschädl, dessen Frau vor 25 Jahren an ihrem Hochzeitstag starb. Bis vor einem Jahr reiste er durch die Welt und genoß alle Vergnügungen. Doch seit seiner Rückkehr ist er melancholisch, unfreundlich gegen jedermann und kann kein fremdes Glück ertragen. Frau von Steinbach will Dappschädl heiraten, ihn auf diesem Weg zur Vernunft bringen und seine Einwilligung zu der Hochzeit ihres Neffen Carl mit seinem Mündel Henriette erreichen. Die Hexen wollen jedoch, daß Dappschädl weiter Unglück und Unzufriedenheit in der Gegend verbreitet. Durch Träume von einer glücklichen Zeit mit seiner Frau soll Dappschädl noch verrückter werden. Die Traumkönigin will die Pläne der Hexen durchkreuzen, indem sie Dappschädl durch Träume von seinem unmöglichen Wunsch abbringt. – Chor der Hexen I, 6. – Carl findet Stixlmann, der vor Schreck verrückt geworden ist, mit seiner Brieftasche und seinem Gewehr. Aus Dankbarkeit nimmt er Stixlmann mit. Arie (Auftrittslied) Dappschädl I, 10 („O grausame Schicksalsplag“). – Dappschädl sieht sich in allem und jedem an seine verstorbene Frau erinnert und schikaniert seine Umwelt entsprechend. So verweigert er fünf Paaren aus dem Dorf die Einwilligung zur Hochzeit. Durch eine List gelingt es den Dorfleuten jedoch, ihm die Gesuche zur Einwilligung unterzuschieben. Wütend bemerkt Dappschädl seinen Irrtum. Auch Frau von Steinbach bittet erneut um Dappschädls Einwilligung zur Hochzeit von Carl und Henriette, doch Dappschädl bleibt hart. Unsichtbarer Chor I, 18. – Stixlmann muß Dappschädl auf die Jagd begleiten. Am Abend kehren sie bei Lunara ein, die sie für eine Bäuerin in einer einfachen Hütte halten. Allein durch Lunaras Erscheinung wird Dappschädl milde gestimmt und beschließt, über Nacht zu bleiben. Lunara versetzt beide in einen tiefen Schlaf. Während Dappschädl mit dem Wunsch einschläft, seine Frau hätte den Hochzeitstag überlebt, wünscht Stixlmann sich, ein altes Weib zu sein, in der Meinung alte Weiber führten im Gegensatz zu ihm ein glückliches Leben. Lunara ist entschlossen Dappschädl erst dann gehen zu lassen, wenn er seine Torheit eingesehen hat. – Chor I, 19. – Chor der Kobolde I, 20. – Im Reich der Unmöglichkeit bittet Lunara, daß Dappschädls und Stixlmanns unmögliche Wünsche erfüllt werden: Dappschädls Frau stirbt nicht am Hochzeitstag. Stixlmann wird ein altes Weib. – Geisterchor I, 21.

2. Akt

1. Abteilung. Der erste Traum von 1804:
Chor der Musici (mit Joseph und Christian) II, 1. – Chor der Musici und Bedienten II, 1. – Eine Woche nach seiner Hochzeit hat Dappschädl bereits wieder unterschiedliche Liebesverhältnisse. Gerade ist er in Miss Lunar verliebt, die er nach Amerika begleiten will. Seine Frau, die er trotz allem liebt, soll davon nichts erfahren. Um sich unbemerkt mit Frau von Dappschädl treffen zu können, lockt Siegwart Dappschädl aus dem Haus, indem er verlangt, dieser solle zu Siegwarts, von Dappschädl verlassener Schwester Emilie gehen, um ihr ein großes Kapital zu überschrieben. In der Zwischenzeit möchte Siegwart zu Frau von Dappschädl, die ihn jedoch nicht empfangen will. Peppi verspricht, dafür zu sorgen, daß Siegwart seine Angebetete um acht Uhr treffen kann. Bei Emilie verspricht Dappschädl der Familie, am Abend 12.000 Gulden zu überschreiben. Siegwart besteht auf acht Uhr als Termin, was Dappschädl auch zusagt. Duett Emilie, Dappschädl II, 14 („Zum Theater wird ich gehen“). – Unterdessen wird Dappschädl zu Hause von seiner Frau und Madame Klang erwartet, da seine Frau ihm eine eigens einstudierte Arie vorsingen will. Während Dappschädl außer Haus war, ist Miss Lunar abgereist. Dappschädl beginnt darunter zu leiden, daß seine Hochzeit alle übrigen Verhältnisse schwieriger macht. Doch dann bringt Peppi einen Brief: Miss Lunar ist nur zum Schein abgereist. Tatsächlich wohnt sie im Gasthaus hinter Dappschädls Haus und erwartet ihn um acht Uhr. Sollte er ausbleiben, droht sie, endgültig abzureisen. Um während ihrer Gesangsdarbietung ungebetene Gäste fernzuhalten, hat Frau Dappschädl alle Türen verschlossen. Verzweifelt hört Dappschädl die Uhr acht schlagen und die Kutsche von Miss Lunar abfahren. Zufällig entdeckt er die Leiter, auf der Siegwart zu Frau von Dappschädl gelangen will. Auf der Leiter treffen die beiden Männer aufeinander, und Siegwart nimmt Dappschädl wegen der Kapitalüberschreibung kurzerhand mit zum Notar. Hier endet der erste Traum von 1804. – Chor der Geister II, 24. – Zwar gesteht Dappschädl Lunara gegenüber ein, nicht für die Ehe geschaffen zu sein, doch seine Frau sei glücklich gewesen. Ihr Tod sei deshalb doch das größte Unglück. Deshalb verkündet Lunara, Dappschädl im Traum dieses Leben aus der Sicht seiner Frau sehen zu lassen. – Geisterchor II, 24.

2. Abteilung. Der zweite Traum von 1804:
In diesem Traum, der Fortsetzung des ersten Traums, erscheint Dappschädl als Frau von Dappschädl. Völlig verzweifelt bemerkt Frau von Dappschädl, daß ihr Mann während ihres Gesangs einfach fortgegangen ist. Trotzdem können die Liebesbeteuerungen des hereinstürzenden, angetrunkenen Siegwart sie nicht von der Liebe zu ihrem Mann abbringen. Auch der Bericht von Dappschädls Verhältnis zu Emilie kann daran nichts ändern. Als Siegwart gehen will, hört man Dappschädl auf der Treppe zurückkommen. Schnell wird Siegwart im Alkoven versteckt. Doch Madame Klang bemerkt den Besuch und gibt Dappschädl einen Hinweis. Während dessen ist Siegwart eingeschlafen und hat die gesamte Draperie heruntergerissen. Im selben Moment erscheint Dappschädl. Vor Schreck fällt Frau von Dappschädl in Ohnmacht. Hier endet der Traum von 1804. Unsichtbarer Geisterchor II, 33. – Dappschädl gesteht, daß weder er noch seine Frau in der Ehe glücklich geworden wären. Doch er ist fest davon überzeugt, daß sie ein glückliches Kind gehabt hätten. Auch in diesem Punkt will Lunara ihm das Gegenteil beweisen. – Unsichtbarer Geisterchor II, 33.

3. Abteilung. Der Traum von 1807:
In diesem Traum erscheint Stixlmann als Frau Stixl und Dappschädl als sein eigenes Kind. Frau Stixl ist eifersüchtig auf die junge Peppi, die den Männern offensichtlich besser gefällt als sie selbst. Die Aufgabe, auf das Kind zu achten, ist Frau Stixl äußerst lästig. Um mit ihrem Heinrich ausgehen zu können, bindet sie es an sein Bettchen. Die Eltern kümmern sich überhaupt nicht um ihren Nachwuchs.

Letzte Abteilung, im Jahre 1829:
Unsichtbarer Chor II, 39. – Lunara ist sich sicher, daß Dappschädl und Stixlmann von ihren unmöglichen Wünschen geheilt sind. – Unsichtbarer Chor II, 39. – Beide erwachen und gehen nach Hause. Dort kommen sie, zum Schrecken aller Dorfleute, gerade recht zur fünffachen Hochzeit. Doch erstaunlicherweise ermuntert Dappschädl alle zum Heiraten und zum Feiern. Er selbst bittet Frau von Steinbach, ihn zu heiraten, und gibt auch Carl und Henriette seinen Segen. – Schlußgesang Dappschädl und der Chor der Landleute II, 43 („Die Schwab’n wie bekannt seyn gar pfiffige Leut“).