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Helmuth Lohner
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Mein Freund
Peter Gruber inszeniert die selten gespielte Posse, Premiere 7. Dezember 2000
Genau am 199. Geburtstag Johann Nestroys hatte seine selten gespielte bittere Posse "Mein Freund" im Theater in der Josefstadt Premiere. Peter Gruber (künstlerischer Leiter der Schwechater Nestroy-Spiele) inszenierte mit Helmuth Lohner, Fritz Muliar, Herbert Föttinger, Sandra Cervik, Angelika Welzl u.a.
http://www.josefstadt.org/
Die letzte Vorstellung: Samstag, 16. Juni 2001
"Mein Freund", ein Stück das noch zu Nestroys Lebzeiten mit 40 Aufführungen zu den erfolgreichen gehörte, ist ein sprachlich ausgefeilter, aber "schwarzer Nestroy", der die Hoffnungslosigkeit des Autors nach der gescheiterten Revolution von 1848 widerspiegelt. Der Witz des Stücks entspringt der Bitterkeit.
So heißt es zeitkritisch in einem Couplet von Walter Müller: "Es setzt diese Regierung drei lodernde Zeichen - erst streichen, dann streichen und drittens noch streichen. Das wird durch ein edles Konzept noch gewürzt - das was man net streichen kann, das wird gekürzt. Na jetzt fühlt sich mancher Bürger gepflanzt und zerfleddert, aber keine Angst! Es wird ja alles sozial abgefedert."
Für die zeitgemäße Inszenierung sorgte Nestroy-Spezialist Peter Gruber, Leiter der Nestroyspiele in Schwechat, der dort seit vielen Jahren für eine authentische und pfiffige Nestroy-Pflege sorgt. Über Nestroys Gemütsverfassung erzählt Gruber: "Nach der Revolution hat Nestroy an nichts mehr geglaubt. Außerdem war er in der Midlife-Crisis und er war vom Leben völlig enttäuscht. Die Utopien, die er sich ohnehin nur fast gemacht sind, sind fast verschwunden", sagt Peter Gruber, der mit "Mein Freund" seine erste Inszenierung im großen Haus der Josefstadt macht.
Gruber sieht übrigens auch Parallelen zwischen der gesellschaftlichen Grundstimmung des Stücks und der aktuellen politischen Lage in Österreich. "Um verkrustete Verhältnisse aufzubrechen, hat man auch 1848 versucht, es 'denen da oben' einmal zu zeigen. Aber diese Revolution ist bekanntlich kläglich gescheitert, stattdessen ist die Restauration wieder eingekehrt. Wobei ich in Österreich das Gefühl habe, dass diese Lähmung sich jetzt vielleicht allmählich wieder zu lösen beginnt."
"Schlicht", gespielt von Helmuth Lohner, ist eine depressive Figur, immer nahe am Selbstmord, aber zu feig sich umzubringen. Das Einzige, was ihm geblieben ist: sich Illusionen über die Liebe zu machen. Aber selbst daran glaubt er nicht wirklich und schiebt das Treffen mit seiner Angebeteten immer hinaus.
"Mein Freund" ist das letzte Stück, in dem sich Nestroy noch sozialen Problematiken widmete. Die Figur des Hochinger, gespielt von Thaddäus Podgorski, und die Figur des Schippl, gespielt von Fritz Muliar, sind die Vertreter der unteren sozialen Schichten. Fritz Muliar liegt die Rolle sehr am Herzen, eben weil es eine Figur aus dem Volk ist. "Auf der Bühne habe ich es noch nicht weiter als bis zum Baron gebracht. Aber ich fühle mich bei diesen Leuten sehr wohl und hoffe diese Figuren fühlen sich bei mir wohl", so Fritz Muliar.
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