Martha

oder Die Mischmonder Markt-Mägde-Mietung

Parodierende Posse mit Gesang in 3 Akten
Uraufführung
25. Jänner 1848, Carl-Theater (3 Aufführungen)
Nestroy-Rolle
Leinöhl (Rollenverzeichnis 732)
Musik
[Michael Hebenstreit]
Nachweise: HKA Stücke 25/I, S. 602–606
Vorlage
Friedrich von Flotow: Martha (Oper, UA 25.9.1847 Hofheater)
Überlieferung
Gladt S. 63f.
Hadamowsky 1934, S. 206
SW Bd. 4, S. 337–356
HKA Stücke 25/I, S. 413–581
Werkausgaben (Stücktext)
CG Bd. 9, S. 199–236
SW Bd. 4, S. 93–162
HKA Stücke 25/I (Hg.: Walla), S. 53–107
Literatur
HKA Stücke 25/I, S. 52
Bührmann
Spendul
Henriette von Harriet eine reiche Erbin
Nanny ihre Vertraute
Chevalier Wuklfort
Leinöhl
Plumpsack ein reicher Pächter
[Margreth dessen Mutter]
Der Richter zu Mischmond
Ein Pächter
1. u. 2. Bauer
1. u. 2. waldbäurische Magd
1. u. 2. böhmische Magd
Ein Wachter
[Ein Trommelschläger]
Ein Haushofmeister
Ein Bedienter
Ein Herr
Eine Dame
Ein zweiter Herr
Ein Wirt
Pächter
Bauern
waldbäurische und böhmische Mägde
[Knechte Herren und Damen]
Dienerschaft

Die Handlung spielt teils auf einer Villa Henriettens, teils im Marktflecken Mischmond und dessen Umgebung.

1. Akt

Chor der Dienerschaft I, 1. – Henriette findet ihr Leben durch und durch langweilig. Nanny rät ihr, sich zu verlieben, doch dazu fehlt ihr der passende Mann. – Chor von weiblichen Stimmen I, 4. – Nanny weiß zu berichten, daß in dieser Zeit „eine Menge Mägde aus’n Salzburgischen, aus Böhmen und aus n’ Waldviertl“ nach Mischmond kommen, um sich dort für die Sommermonate zu verdingen. Spontan überkommt Henriette die Lust, dort mitzutun, obwohl ihr Verehrer Wuklfort das für „Albernheiten“ hält. Doch Henriette stellt ihn vor die Wahl, entweder für immer von der Liste ihrer Verehrer gestrichen zu werden oder sie und Nanny als „Pächter“ zum ländlichen Tanz zu begleiten. – Chor der Pächter und Bauern I, 5. – Plumpsack und Leinöhl betreten die Szene. – Duett Plumpsack, Leinöhl I, 6. – Vor zwanzig Jahren hatte Plumpsacks „gemeiner Vater“ Leinöhls „distinguierten Vater“ aufgenommen, der als „geheimnisvoller Flüchtling“ ankam. Niemand kannte seinen wahren Namen und Stand. Von ihm besitzt Leinöhl noch einen versiegelten Brief, der an „einen Großen des Reichs“ adressiert ist und den er nur „in dringendster Gefahr abgeben soll“. Aufgrund dieses Briefes vermutet Leinöhl, selbst „ein Großer“ zu sein. Weil Plumpsacks Familie jedoch so viel Gutes für ihn getan hat, ist Leinöhls „einziges Streben, so ordinär zu werden“ wie sie, weshalb er sich auch weigert, Arbeit anzunehmen. Gemeinsam besuchen Leinöhl und Plumpsack den Mischmonder Markt, ziehen sich jedoch aus Schüchternheit zurück, als die Mädchen kommen. – Chor der waldbäurischen Mägde im Wechsel mit dem Chor der böhmischen Mägde I, 7. – Der Richter von Mischmond läßt wie jedes Jahr eine Verordnung verlesen, nach der eine Magd nach der Annahme des „Drangeldes“ mindestens ein halbes Jahr im Dienst bleiben muß, ohne selbst kündigen zu dürfen. Auch Leinöhl und Plumpsack wollen sich an der Mägde-Mietung beteiligen. Mit Gewalt versucht Wuklfort Henriette, die sich als waldbäurische Magd verkleidet hat, und Nanny, die als böhmische Magd auftritt, davon abzuhalten, „eine Tollheit zu begehen“. Sogleich eilen Plumpsack und Leinöhl herbei, um den Frauen zu helfen. Sie jagen Wuklfort alle übrigen Mägde auf den Hals, indem sie verbreiten, er brauche Mägde und bezahle sehr gut. Schnell werden die beiden Männer mit Henriette und Nanny handelseinig. Um die ihn verfolgenden Mägde loszuwerden, muß Wuklfort ihnen auf Geheiß des Richters ein Abstandsgeld bezahlen. Gemeinsam mit ihm wollen auch Henriette und Nanny die Flucht ergreifen, weil sie bemerkt haben, daß sie sich zwei ledigen Männern angedient haben. Lautstark beschweren sich Leinöhl und Plumpsack. Der Richter entscheidet, daß die Annahme des „Drangeldes“ die Frauen auf ein halbes Jahr zur Arbeit verpflichtet.

2. Akt

Obwohl die beiden Frauen unterwegs zu fliehen versuchten, bringen Leinöhl und Plumpsack sie zu Margreth ins Pächterhaus. Margreth will ein waches Auge auf die widerspenstigen Mägde haben. Nach ihren Namen gefragt, erklärt Henriette, sie heiße Martha, während Nanny sich Ancizka nennt. Während die beiden alles daran setzen, aus dem Dienst entlassen zu werden, versuchen die Männer, sie an die Arbeit zu gewöhnen. – „Spinnrad-Quartett“ Leinöhl, Plumpsack, Nanny, Henriette II, 3. – Leinöhl hat sich in Henriette verliebt, die zunächst Angst vor ihm hat. Über sein Liebesgeständnis bricht sie in Lachen aus. Leinöhls Zudringlichkeit wird von Plumpsack unterbrochen, der Nanny bestrafen will, weil sie ihm eine Tasse zerbrochen hat. Margreth setzt dem ein Ende, indemsie alle vier zu Bett schickt. Allein im Zimmer, glaubt sie, ein Gespenst gesehen zu haben. Tatsächlich steigt ein Geist zum Fenster herein. Schreiend ergreift Margreth die Flucht. Auf der Stelle laufen Henriette und Nanny herbei, die in dem Geist sogleich ihren Freund Wuklfort erkannt haben. Von dem Geschrei sind auch Plumpsack und Leinöhl erwacht. Sie können die drei allerdings nicht aufhalten, weil Margreth ihre Tür zugesperrt hatte, damit es nachts nicht zu Begegnungen mit den Mägden kommt. Als man die Flucht der Mägde bemerkt, schlagen Plumpsack und Leinöhl laut Alarm. Plumpsack setzt 20 Gulden Belohnung auf Nannys Ergreifung aus, Leinöhl bietet 50 Gulden „und ein Königreich für die Martha“.

3. Akt

Henriette ist unglücklich, weil sie sich in den nicht standesgemäßen Leinöhl verliebt hat. Durch Zufall trifft Plumpsack auf Nanny, die mit Henriette und einer Gesellschaft eine Waldpartie macht. Auf der Stelle verlangt er seine Magd zurück, doch die anwesenden Herren eilen fort, um Hilfe aus dem Dorf zu holen, während sich die Damen schützend vor Nanny stellen. – Chor der Damen III, 4. – Auch Leinöhl ist ohne Martha todtraurig. Als er sie in der Nähe der Gesellschaft zufällig trifft, drückt er sie beglückt an sich, obwohl er noch nicht versteht, wie sich die Magd in eine vornehme Dame verwandeln konnte. Doch Henriette leugnet, Martha zu sein, und zeigt ihm die kalte Schulter, weshalb Leinöhl sie als entlaufene Magd vor den Richter bringen will. Die Sache wird ihm erst deutlich, als er in Wuklfort den Mann erkennt, der sich seinerzeit als Pächter ausgab, und dieser Henriette als „Gnädigste“ anspricht. Schweigend beobachtet Henriette, wie die herbeigeholten Wächter Leinöhl fesseln wollen. Erbost ruft er: „Die (auf Henriette zeigend) war als Magd bei mir, als drangeldverpflichtete, hauswirtschaftsgedungene, mischmondermarktgemietete Bauernmagd!“ Daraufhin bricht die Gesellschaft in Lachen aus. Henriette versichert, er sei ein Narr, doch als solchem solle man ihm nichts zuleide tun. – Quodlibet-Terzett mit Chor, Leinöhl, Wuklfort, Plumpsack III, 12: Plumpsack kommt herbei und hört, was geschehen ist. Leinöhl will ihm den versiegelten Brief geben, doch Wuklfort nimmt das Schreiben an sich. In dem Adressaten erkennt er einen bei der Gesellschaft weilenden Baron, dem er den Brief über einen Wächter mit Bitte um Antwort überbringen läßt. Nachdem er den Anwortbrief gelesen hat, läßt er den erstaunten Leinöhl frei. Leinöhl ist entschlossen, keinen Gedanken mehr an Martha zu verschwenden. Nach einer Verwandlung sieht man Nanny im Pächterhaus, wo sie Margreth in helle Aufregung versetzt, weil sie sie über die wahre Identität Henriettes aufklärt. Plumpsack ist von Nannys forschem Auftreten begeistert. Allein mit Leinöhl bittet Henriette ihn, ihr zu verzeihen und ihr sein Herz nicht zu verschließen, doch Leinöhl zeigt sich kalt und abweisend. Aus dem Brief hat Henriette erfahren, daß Leinöhl eigentlich „von Osten“ heißt und der Sohn eines Bankiers ist, der nach einem Bankrott seinen Lebensabend auf dem Lande beschließen mußte. Mittlerweile könnte Leinöhl allerdings unter diesem Namen wieder in das Geschäft einsteigen. Obwohl Henriette hierzu ihr Vermögen und jegliche Hilfe anbietet, bleibt Leinöhl scheinbar ungerührt und ablehnend. Auch Henriettes Heiratsangebot schlägt er aus. Für diesen Fall hat Henriette im voraus einen Plan entwickelt, der jetzt in die Tat umgesetzt werden soll. – Lied Leinöhl III, 17 (R: „Aber’s bleibt nicht dabey, aber’s bleibt nicht dabey.“). – Chor der Landleute III, 18. – Alle Bedienten sind damit beschäftigt, vor dem Pächterhaus den Mischmonder Markt aufzubauen. Beim Anblick der Marktstände bricht Leinöhl vor Liebeskummer in Tränen aus. Um die Ernsthaftigkeit ihres Anliegens zu demonstrieren, tritt Henriette erneut als Magd verkleidet vor Leinöhl, der vor Freude auf die Knie sinkt. Auch Plumpsack bittet Nanny um ihre Hand, so daß es eine „doppelte Hochzeit im Pächterhaus“ geben wird.