Gegen Thorheit giebt es kein Mittel

Lustiges Trauerspiel mit Gesang in 3 Abtheilungen
Uraufführung
3. November 1838, Theater an der Wien (9 Aufführungen)
Nestroy-Rolle
Simplicius Berg (Rollenverzeichnis 598)
Musik
Adolf Müller
Nachweise: Hilmar S. 68
HKA Stücke 15, S. 437–461
Vorlage
Paul de Kock: Ni jamais ni toujours (Roman, Paris 1835)
Überlieferung
Hadamowsky 1934, S. 267
SW Bd. 8, S. 255–274
GW Bd. 3, S. 708
HKA Stücke 15, S. 186–246
Werkausgaben (Stücktext)
CG Bd. 8, S. 59–116
SW Bd. 6, S. 489–600
GW Bd. 3, S. 247–340
HKA Stücke 15 (Hg.: Adey Huish), S. 5–95
Musik (erhältlich)
Literatur
HKA Stücke 15, S. 3f.
Neufeld
Adey Huish, Louise: A Source for Nestroy’s Gegen Thorheit giebt es kein Mittel. Modern Language Review 87 (1992), S. 616–625
Erste Abtheilung | Der Jüngling
Richard Berg 28 Jahre alt
Simplicius Berg 23 Jahre alt, Brüder
Anselm 25 Jahre alt, Bedienter des Simplicius
Florfeld 22 Jahre alt, Dichter
Wernau ein Advokat
Frau von Perlthau Witwe
Aglaja ihre Tochter
Monsieur Narciss
Madame Foulard Putzhändlerin
Josephine ihr Mädchen
Christoph Florfelds Bedienter
Kathi 19 Jahre alt, Oberkellnerin
Anton, Joseph, Gottfried, Jakob alle Kellner
Gabriel Zuckerbäckerjunge
Schnapp
Erster und Zweiter Commis
Kellner, Kellnerin, Köche, Marchand-des-Modes-Mädchen
Zweite Abtheilung | Der Mann spielt um 7 Jahre später als die erste Abtheilung
Richard Berg 35 Jahre alt
Simplicius Berg 30 Jahre alt, Brüder
Anselm 32 Jahre alt, Bedienter des Simplicius
Florfeld 29 Jahre alt, Dichter
Schirling Inhaber einer Spielbank
Blandine seine Tochter
Kathi 26 Jahre alt, deren Stubenmächen
Patschiparoli 32 Jahre alt, früher Seiltänzer, jetzt Croupier
Filou Croupier
Pierre, François, Jean alle Aufwärter im Hotel (stumm)
Friedrich Bedienter bei Schirling
Eine Gerichtsperson
Wächter, Aufwärmen, Bediente
Dritte Abtheilung | Der Greis spielt um 30 Jahre später, als die zweite Abtheilung
Richard Berg 65 Jahre alt
Simplicius Berg 60 Jahre alt, Brüder
Florfeld 59 Jahre alt
Anselm 62 Jahre alt, Hausmeister in Richards Diensten
Barbara seine Frau
Clair, Lenchen beider Töchter
Heinrich Feldner Wirtschaftsbeamter
Lorenz Kutscher bei Richard Berg
Martin, Leopold Bediente bei Richard Berg
Patschiparoli 62 Jahre alt, Entrepreneur einer ambulirenden Seiltänzertruppe
Mademoiselle Sophie
Monsieur Balance
Vitzliputzli [Bajazzo]
Domestiquen, Landleute beiderlei Geschlechts, Honoratioren, Musikanten

Der zweite Akt spielt um 7 Jahre später als der 1. Akt. Der dritte Akt spielt um 30 Jahre später als der zweite Akt.

1. Akt

Chor der Mädchen I, 1. – Auftrittslied Simplicius I, 2 („Geben S’ her, was gut und theuer is“). – Dem Testament seines Vaters zufolge muß Richard seinem Bruder Simplicius 80.000 Gulden auszahlen. Allerdings hat der Vater Richard in seinem letzten Brief auch darum gebeten, mit seiner Klugheit Simplicius vor dessen Dummheit zu schützen. Aus diesem Grund beschließt Richard, Simplicius einen Teil seines Erbes zu verschweigen, um zu verhindern, daß dieser sofort das gesamte Geld verschleudert. Von Florfeld erfährt Richard, daß sein Bruder seit drei Tagen in der Stadt weilt, sich sofort verliebt hat und nun seinen Bruder um sein Erbteil bitten will, um eine prächtige Ausstaffierung für seine Braut zu bezahlen. Von Aglaja glaubt Florfeld, daß es ihr sehr recht ist, daß Simplicius reich und dumm ist. Richard will Simplicius von dieser Hochzeit abhalten. Wenig später sucht Aglaja Florfeld auf, da sie ihm einen Roman zur Begutachtung vorgelegt hatte. Als Simplicius eintritt, versteckt sie sich hinter einem Schirm. Außer sich vor Wut fordert Simplicius ihn zum Duell. Angeblich hatte Florfeld bei der Nennung von Aglajas Namen abfällig mit der Schulter gezuckt. Florfeld will ihn beruhigen, doch Simplicius zielt auf seinen Gegner, der ausgerechnet vor besagtem Schirm steht. Angsterfüllt stürzt Aglaja hervor. Simplicius hält sie für untreu, weshalb Aglaja, verbittert über den Argwohn, das Verhältnis für beendet erklärt. – Auftrittslied Anselm I, 12 (R: „So hab i oft heurathen wolln in mein Leben, / Doch ’s hat jedesmal a anderes Hinderniß gebn.“). – Lied Kathi I, 14 („Das Weinen und die Sachen“). – Gemeinsam mit Richard, Florfeld, Wernau und Anselm sitzt Simplicius im Wirtshaus, doch wegen seines Liebeskummers kann er sich überhaupt nicht über die Erbschaft von 50.000 Gulden freuen. Als Simplicius hört, daß auch Aglaja mit ihrer Mutter da ist, geht er gerne auf Anselms Vorschlag ein, den beiden, anstelle des Kellners, eine Torte aufzutragen. Aglaja und ihre Mutter speisen mit Monsieur Narciss, Aglajas Geliebtem. Mit seiner Zustimmung hatte Aglaja das Verhältnis zu dem reichen Simplicius angefangen. Frau von Perlthau ist sehr ungehalten darüber, daß Aglaja Simplicius enttäuscht hat. Als Narciss Aglaja umarmt, tritt Simplicius ein. Vor Schreck läßt er die Torte fallen. Nach Drohungen gegen Narciss bricht er ohnmächtig zusammen. Schließlich gelingt es Frau von Perlthau und ihrer Tochter, Simplicius von Aglajas Unschuld zu überzeugen. Sie verzeihen ihm großzügig seinen Argwohn und verlangen, daß er sich auch bei Narciss entschuldigt. Richard, der gemeinsam mit Florfeld und Wernau die Szene beobachtet hat, ist entsetzt. Da Simplicius, der gleich am nächsten Tag heiraten will, anscheinend nicht mehr zu helfen ist, verlassen sie das Gasthaus. – Chor I, 25.

 

2. Akt

Chor der Croupiers und Aufwärter II, 2. – Simplicius’ Vermögen hat seine Frau durchgebracht, bis sie nach sechs Ehejahren starb. Als er seinem Bruder sein Unglück klagte, gab dieser ihm die restlichen 30.000 Gulden seines Erbteils. Dieses Geld hat er nun durch Glücksspiele verloren. Zum zweiten Mal bittet er deshalb seinen Bruder, ihm zu helfen. Richard verlangt von ihm, auf seinem Gut zu leben, wo er für sein gutes Auskommen sorgen würde und wo Simplicius unter seiner Aufsicht stünde. Widerwillig verspricht Simplicius, mit Richard abzureisen. Unterdessen gibt es einen Streit zwischen Schirling und Patschiparoli. Schirling lastet diesem die Verluste der Spielbank an. In dieser Situation erinnert sich Patschiparoli daran, daß Schirling ihm einst den Auftrag gab, sich nach einem reichen Schwachkopf umzusehen, der seine Tochter heiraten würde. Diesen Auftrag will Patschiparoli nutzen, um sich an Schirling zu rächen. Er erzählt Simplicius, daß er für ihn die Tochter eines Millionärs gefunden hätte. Um die Sache zu erleichtern, müsse Simplicius sich ebenfalls als Millionär ausgeben und möglichst großzügig Geld ausgeben. Die Schulden könne er nach der Hochzeit leicht begleichen. Simplicius ist von dieser Idee begeistert. Auch Anselm wird in den Plan einbezogen: Er soll den vermögenden Onkel spielen, der Simplicius nach seiner Hochzeit zu Reichtum verhelfen wird. An Richard schreiben Anselm und Simplicius einen schroffen Abschiedsbrief. Tatsächlich gelingt es, Schirling von Simplicius’ Reichtum zu überzeugen. Blandine ist darüber sehr unglücklich, da sie einen anderen liebt. Allerdings läßt Simplicius sich durch ihr Geständnis und den Hinweis auf ihr Unglück keineswegs abschrecken. Patschiparoli sorgt durch geschicktes Zureden dafür, daß beide Seiten sich schnell handelseinig werden. Auf Patschiparolis Vor- schlag, mit Florfeld zu fliehen, will Blandine sich nicht einlassen. Unterdessen ist Simplicius’ Betrug durch einen seiner Wechsel bereits aufgefallen. Auch Richard hat davon erfahren. Kathi will nun ihrerseits Simplicius von Schirlings wahren Verhältnissen erzählen. Schirling selbst wird verhaftet, da er seine Gläubiger nicht bezahlen kann. Da Patschiparoli Florfeld und Blandine ein Papier gegeben hat, aus dem hervorgeht, daß Schirling nicht Blandines rechtmäßiger Vater ist und ihr somit nicht seinen Willen aufzwingen kann, fliehen die beiden. – Quodlibet-Quartett II, 27: Patschiparoli freut sich über seine gelungene Rache. Simpicius ist wütend über den Betrug. Kathi will ihn trösten. Anselm gibt sich Kathi zu erkennen. Er ist eifersüchtig auf Patschiparoli. Ein Diener soll Simplicius abholen und zu seinem Bruder bringen.

 

3. Akt

Chor der Domestiken III, 1. – Richard ist im Begriff, nach Amerika abzureisen. Anselm ist damit beschäftigt, die Beziehung seiner Tochter Clair zu einem Seiltänzer zu unterbinden. Bei dieser Seiltänzertruppe arbeitet Simplicius als Plakatträger. Als solcher bringt er Clair einen Brief ihres geliebten Monsieur Balance. Gerade will Anselm Simplicius packen, als er erkennt, wen er vor sich hat. Simplicius war seinem Bruder seinerzeit nach drei Tagen durchgegangen und hatte 3.000 Gulden mitgenommen. Damit hatte Patschiparoli eine Seiltänzergesellschaft gegründet, in der Simplicius als Bajazzo arbeitete. Mittlerweile ist er zu alt für diese Rolle, so erhält er als Plakatträger sein Gnadenbrot. Sein Bruder soll nichts von seiner Lage erfahren. Überraschend erscheint Richard bei der Truppe, um Simplicius zu holen. Da dieser sich nicht dazu bewegen läßt, mit nach Amerika zu reisen, läßt Richard ihm 50.000 Gulden zurück, um seinen Lebensabend zu sichern. – Lied Simplicius III, 14 („Der Lebensweg is unsinnig breit“). – Anselms Tochter Lenchen und ihr Geliebter Heinrich dürfen nicht heiraten, bevor Clair nicht unter der Haube ist. Als Anselm Simplicius seine Töchter vorstellt, hat dieser sofort nur Augen für Clair. Da sich ihm hier eine Gelegenheit bietet, sich an Monsieur Balance zu rächen, bittet er um Clairs Hand. – Chor III, 18. – Kurz vor der Abreise berichtet Florfeld Richard von der bevorstehenden Hochzeit seines Bruders und davon, daß der bereits sein Vermögen auf Clair überschrieben hat. In diesem Moment tritt ein enttäuschter Simplicius ein, denn Clair ist ihm durchgegangen. Richard bestimmt Florfeld zum Verwalter von Simplicius’ Vermögen, mit der Anweisung, ihm nur das benötigte Geld auszuzahlen. Er muß Florfeld Recht geben, wenn dieser feststellt: „Gegen Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens.“ – Chor III, 22.