Einen Jux will er sich machen

Posse mit Gesang in 3 Acten
Entwurftitel
Ein Jux
Uraufführung
10. März 1842, Theater an der Wien (161 Aufführungen)
Druck
1844
Nestroy-Rolle
Weinberl, Handlungsdiener (Rollenverzeichnis 651)
Musik
Adolf Müller
Nachweise: Hilmar S. 81 f.
HKA 18/I, S. 275–285
Vorlage
John Oxenford: A Day well Spent, a Farce in one Act (London 1834)
vgl. Nestroyana 3 (1981), Heft 2/3 (Text mit dt. Übers.)
Überlieferung
Gladt S. 51f
Hadamowsky 1928, S. 135
1934, S. 178
SW Bd. 11, S. 542–577
GW Bd. 3, S. 717 f.
HKA 18/I, S. 98–232
Werkausgaben (Stücktext)
CG Bd. 1, S. 159–220
SW Bd. 11, S. 113–234
GW Bd. 3, S. 601–700
HKA Stücke 18/I (Hg.: Yates), S. 9–95
Musik (erhältlich)
Musik (erhältlich)
Musik (erhältlich)
Musik (erhältlich)
Literatur
HKA 18/I, S. 4–7
Ahrens
Basil
Boeckmann
Brill
Cersowsky
Coulson
Destro
Doering
Fischer
Hein 1970
Hillach
Kahl
Klotz 1980
Mautner 1974
May
Neuber
Roth
Walla 1972, 1981
Weigel
Yates 1972
Apel, Friedmar: Komische Melancholie, lustige Entfremdung. Zur Struktur der Komik im neueren Lustspiel. Sprache i. techn. Zeitalter, H. 70, 1979, S. 163 ff.
Bauer, Roger: Johann Nepomuk Nestroy. Einen Jux will er sich machen. Etudes Germaniques 23 (1968), S. 367–380
Alter, Maria P.: The Reception of Nestroy in America as Exemplified in Thornton Wilder’s Play The Matchmaker. Modern Austrian Literature 20 (1987), 3/4, S. 33–42
Fuhrich-Leisler, Edda/Prosnitz, Gisela: Max Reinhardt in Amerika. Salzburg 1976, S. 328–349
Germer, Rudolf: Thornton Wilders Bühnenstück The Matchmaker und seine literarischen Vorbilder. Jb. f. Amerikastudien 12 (1967), S. 137–146
Häberle, Erwin: Das szenische Werk Thornton Wilders. Diss. Heidelberg 1966, S. 71–90
Hein, Jürgen: Johann Nestroy, Einen Jux will er sich machen. In: Kleines deutsches Dramenlexikon. Hg. von Jakob Lehmann, Königstein/Ts. 1983, S. 253–258
Mitchell, Michael/Murdoch, Brian: Wer kennt heute noch John Oxenford? The Fortunes of a Farce from Nestroy to 175 Stoppard. In: Studies in Nineteenth Century Austrian literature. Glasgow 1983. S. 59–76
Neuber, Wolfgang: Stumme Rhetorik: Sprachlose Wirkungsstrategien in Nestroys Possen Der Talisman und Einen Jux will er sich machen. In: Stieg/Valentin (Hg.) 1991, S. 101–108
Riegl, Kurt: Max Reinhardt, Thornton Wilder und The Merchant of Yonkers (1938). In: Österreich und die angelsächsische Welt. Bd. 2. Hg. von Otto Hietsch. Wien, Stuttgart 1968, S. 561–584
Schippers, J. G.: Stoppard’s Nestroy, Schnitzler’s Stoppard or Humpty Dumpty im Wiener Wald. In: Linguistics and the study of literature. Hg. von Theo d’Haen. Amsterdam 1986, S. 245–267
Stierle, Karlheinz: Komik der Handlung, Komik der Sprachhandlung, Komik der Komödie. In: Das Komische. Hg. von Wolfgang Preisendanz und Rainer Warning, München 1976, S. 262ff.
Stiersdorfer, Klaus: Oxenfords A Day Well spent als Quelle von Nestroys Jux: eine Neubewertung. Nestroyana 16 (1996), S. 100–111
NESTROY Spiele Schwechat
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Zangler Gewürzkrämer in einer kleinen Stadt
Marie dessen Nichte und Mündel
Weinberl Handlungsdiener
Christopherl Lehrjunge
Kraps Hausknecht
Frau Gertrud Wirtschafterin bei Zangler
Melchior ein vazierender Hausknecht
August Sonders
Hupfer ein Schneidermeister
Madame Knorr Modewaren-Händlerin in der Hauptstadt
Frau von Fischer Witwe
Fräulein Blumenblatt Zanglers Schwägerin
Brunninger Kaufmann
Pilippine Putzmacherin
Lisette Stubenmädchen bei Fräulein Blumenblatt
Ein Hausmeister
Ein Lohnkutscher
Ein Wächter
Rab ein Gauner
1. u. 2. Kellner

Die Handlung spielt im ersten Aufzug in Zanglers Wohnung in einer kleinen Stadt; dann in der nahe gelegenen Hauptstadt, gegen Schluß wieder bei Zangler.

1. Akt

Zangler möchte dem unvermögenden Sonders sein Mündel Marie nicht zur Frau geben. Zu ihrem Schutz will er Marie zu seiner Schwägerin in die Stadt schicken. Durch Zufall erfährt Sonders von diesem Plan. – Auftrittslied Weinberl I, 10 (R: „Da wird wohl auch was g’handelt wer’n.“). – Christoph macht Weinberl auf Wachsspuren, die er auf dem Ladenschlüssel entdeckt hat, aufmerksam. Zangler erzählt Christoph und Weinberl von seinen Plänen: Er wird für drei Tage verreisen und anschließend heiraten. Mit dem Hochzeitstag soll Weinberl seinTeilhaber und Christoph Kommis werden. Weinberl will Zanglers Abwesenheit nutzen und ein richtiges Abenteuer erleben. Zusammen mit Christoph will er sich „einen Jux machen“. Er verkleidet sich mit Zanglers altem Schützenanzug und läßt Frau Gertrud durch Christoph ausrichten, sie solle Weinberl sagen, daß das Geschäft zwei Tage geschlossen bleibe. Überraschend kommt jedoch Zangler von seiner Schützengesellschaft zurück. Weinberl muß sich vor ihm verstecken. Unterdessen hat Sonders Marie getroffen. Weinberl hört aus seinem Versteck, wie Sonders sie bittet, mit ihm fortzugehen. Die beiden entdecken Weinberl jedoch und halten ihn für Zangler. Um nicht erkannt zu werden, gibt Weinberl ihnen wortlos seinen Segen und verschwindet. In diesem Moment erscheint Zangler, entdeckt die beiden völlig verwirrten Liebenden und schickt Marie wütend ins Haus.

2. Akt

Weinberl und Christoph sind in die Stadt gereist, wo sie beinahe auf Zangler treffen. Sie flüchten sich in das Geschäft von Mad. Knorr, wo Weinberl sich als Ehemann einer Frau von Fischer ausgibt. Doch Frau von Fischer erscheint tatsächlich, spielt aber zum Schein die Rolle der Ehefrau. – Lied Weinberl II, 8 (R: „Das is a verruckte Idee“). – Sonders und Marie sind durchgebrannt, werden jedoch von Zangler gesehen, als sie vor einem Gasthaus aus der Kutsche steigen. Er gibt dem Kutscher und einem Wächter die Anweisung, die beiden auf dem Rückweg bei seiner Schwägerin abzuliefern. Auch Mad. Knorr, Frau von Fischer, Christoph und Weinberl, der fast pleite ist, besuchen auf Wunsch der Damen das Gasthaus. Melchior erscheint und verlangt den ganzen Salon für seinen Herrn. Schließlich wird, als Weinberl und Christoph von ferne sehen, wer der Herr ist, eine spanische Wand aufgestellt. Um vor der unbezahlbaren Rechnung zu fliehen, schleicht sich Christoph, mit dem Burnus und dem Hut von Frau von Fischer verkleidet, an Zangler vorbei. Auch Weinberl kann unbemerkt entkommen. Die beiden steigen in Sonders’ Kutsche. Kutscher und Wachter halten sie für das gesuchte Paar, ebenso Zangler und Melchior. Doch in diesem Moment kommen Marie und Sonders in den Salon. Als Zangler auch noch seine Verlobte Mad. Knorr bemerkt, herrscht allgemeine Verwirrung.

3. Akt

Weinberl und Christoph werden von dem Kutscher und dem Wächter bei Frl. Blumenblatt abgeliefert, die die beiden für ihre seit langen Jahren nicht gesehene Nichte und deren Liebhaber hält und dies sehr romantisch findet. Melchior erscheint, weil Zangler Weinberls Zeche bezahlen mußte, und klärt Frl. Blumenblatt über die Verwechslung auf, doch diese glaubt ihm nicht. Sonders, der sich als Weinberl ausgibt, erscheint und behauptet, mit Maries Bewachung beauftragt worden zu sein. Melchior versucht auch diesen Irrtum aufzuklären, aber Frl. Blumenblatt hält ihn für einen Betrüger und ruft den Wächter. In diesem Moment kündigt Lisett Herrn Zangler an. Die entstehendeVerwirrung nutzen Weinberl, Christoph und Sonders zur Flucht. Zangler erscheint in Begleitung von Mad. Knorr und Frau von Fischer. Er klärt Melchiors Identität und übergibt Marie seiner Schwägerin. Christoph hat sich in ein hochgelegenes Zimmer gerettet. Während Weinberl einen Ausweg aus dem ummauerten Garten sucht, hält Christoph Ausschau nach einem Fluchtweg aus seinem ,Gefängnis‘. Er wird von Sonders, der ihn für Marie hält, mit einer Leiter befreit, die Weinberl und Christoph auch zur Flucht aus dem Garten verhilft. – Lied Weinberl III, 16 (R: „Und es schickt sich doch offenbar nicht.“). – Die beiden kehren zum Geschäft zurück, in das gerade Kraps, Zanglers entlassener Knecht, und Rab einbrechen. Kraps, der ihnen direkt in die Arme läuft, wird von Christoph und Weinberl genötigt, seinen Hut und seinen Mantel auszuziehen. Weinberl verkleidet sich damit und hilft Rab zum Schein bei seinem Raubzug, so daß Christoph die Gelegenheit hat, die Polizei zu rufen. Melchior bemerkt die Einbrecher und greift sich Weinberl, während Rab fliehen kann, jedoch auf der Straße von Zangler, Mad. Knorr, Frau von Fischer, Christoph, Marie, Sonders und dem Wachter gestellt wird. Zangler beglückwünscht Weinberl, sehr zum Erstaunen von Melchior, der ihn für einen Dieb hält. Frau von Fischer und Mad. Knorr erkennen Christoph und Weinberl. Letzterer rettet die Situation, indem er Frau von Fischer einen Heiratsantrag macht. Da nun auch der durch ein Erbe reich gewordene Sonders Marie heiraten darf, endet das Stück mit der Aussicht auf eine dreifache Hochzeit.