Die verhängnisvolle Faschingsnacht

Lokal-Posse mit Gesang in 3 Aufzügen
Uraufführung
13. April 1839 Theater an der Wien (83 Aufführungen bis 1860. Charakterkomödie, erste von Nestroys „Meister-Possen“)
Druck
1842
Nestroy-Rolle
Lorenz, ein Holzhacker (Rollenverzeichnis 606)
Musik
Adolf Müller
Nachweise: Hilmar S. 59 f.
HKA Stücke 15, S. 462–478
Vorlage
Karl von Holtei: Ein Trauerspiel in Berlin (Druck 1837)
Überlieferung
Gladt S. 38
Hadamowsky 1934, S. 134f.
SW Bd. 4, S. 293–336
GW Bd. 3, S. 708–713
HKA Stücke 15, S. 247–380
Werkausgaben (Stücktext)
Chiavacci Bd. 2, S. 157–206
SW Bd. 4, S. 1–92
GW Bd. 3, S. 341–416
HKA Stücke 15 (Herausgeber: Adey Huish), S. 101–185
Musik (erhältlich)
Musik (erhältlich)
Literatur
HKA Stücke 15, S. 99
Boege, Bührmann
Mautner, Franz H.: Die verhängnisvolle Faschingsnacht: Eine „Parodie“?. Nestroyana 5 (1983/84) S. 41–48
NESTROY Spiele Schwechat
Tatlhuber ein Pächter vom Lande
Philipp sein Sohn
Helene seine Frau
Sepherl Magd
Rosine Kammerjungfer
Heinrich Bedienter, alle in Philipps Haus
Charmant Chevalier
Gottlieb Taubenherz Bruder von Helenes verstorbenem Manne
Ein Bedienter
Lorenz, Jacob Holzhacker
Katherl Jacobs Weib
Nanni eine Wäscherin
Schneck, Luchs Nachtwächter
Frau Mühlerin eine Bürgersfrau
Frau von Hohenglanz
Frau Everl, Frau Regerl Kräutlerinnen
Marktleute, Dienstboten, Philipps Nachbarn
1. Akt

Chor I, 1. – Sepherl berichtet Tatlhuber, ihrem Ziehvater, daß sie von seiner Schwiegertochter stets schikaniert wird. Auch sein Sohn könne ihr aus Angst vor seiner Frau nicht helfen. Außerdem erzählt sie von ihrem Geliebten Lorenz. Tatlhuber ist unzufrieden darüber, daß Lorenz lediglich ein Holzhacker ist. – Auftrittslied Lorenz I, 5 („Unser Geschäft is zwar grob, doch von viel feine Leut“). – Von Everl erfährt Lorenz, daß Sepherl auf dem Markt mit einem älteren Herrn gesprochen hat, was ihn sehr eifersüchtig macht. Tatlhuber tadelt Philipp, weil er unter dem Pantoffel seiner Frau steht und deren schlechte Meinung über Sepherl teilt. Um Philipp selbst zum Herrn im Hause werden zu lassen, schlägt er ihm vor, ein Landgut außerhalb der Stadt zu erwerben und zu bewirtschaften. Obwohl Helene diesen Vorschlag ablehnt, versucht Philipp, sich mit dieser Idee durchzusetzen. Schließlich schlägt Helene selbst eine Trennung vor, wobei sie jedoch das Kind mitnehmen will. Sie glaubt aufgrund ihres Reichtums vor allen Schicksalsschlägen gefeit zu sein. Philipp beugt sich Helenes Willen, weil er das Kind, das beide abgöttisch lieben, nicht verlieren will. Von Chevalier Charmant wird Tatlhuber für den Abend auf einen Maskenball geladen. Nachdem Philipp und Tatlhuber fortgegangen sind, macht Charmant Helene den Hof. Allerdings beobachtet Helene, daß er anschließend auch Sepherl Avancen macht, woraufhin sie ihn aus dem Haus weist. Taubenherz beklagt sich, weil sein Vater seinem Bruder mehr vererbte als ihm und weil sein Bruder sein Vermögen nicht wie versprochen ihm, sondern seiner Frau hinterlassen hat. Diese wiederum will nun ihren Sohn als Erben einsetzen. Da Helene sich weitere Gespräche über diesen Punkt verbittet, beschließt Taubenherz, das Kind zu entführen und bei armen Leuten unterzubringen, wo es zu einem guten Menschen erzogen und nicht wie bei seinen Eltern völlig verwöhnt wird. Er prophezeit, daß die Ehe von Helene und Philipp ohne das Kind nicht lange halten wird, was ihm die Gelegenheit gäbe, sich bei Helene einzuschmeicheln, seine Tochter zu Helenes Freundin zu machen und auf diese Weise das Erbe doch noch, zumindest für seine Tochter, zu sichern. Gemeinsam mit Heinrich macht Taubenherz sich an die Umsetzung seines Plans. – Chor I, 22. – Im Wirtshaus erkennt Lorenz in Tatlhuber seinen angeblichen Nebenbuhler und will ihn verprügeln. Tatlhuber war mit dem Vorsatz im Wirtshaus, Lorenz zu beobachten und zu prüfen, ob er der rechte Bräutigam für Sepherl ist. Unterdessen versucht Charmant, Helenes Gunst wiederzuerlangen. Da sie ihn abweist, vermutet er einen Nebenbuhler. Von Lorenz zur Rede gestellt, erzählt Sepherl den wahren Sachverhalt. Lorenz sieht seinen Fehler ein und verspricht Sepherl die Treue. Am Abend will er seine Geliebte besuchen, sobald die Herrschaft auf dem Maskenball ist. Um Taubenherz’ Plan umzusetzen, engagiert Heinrich Jacob, der das Kind entführen soll. Tatlhuber und Charmant verkleiden sich als Holzweiber, um Lorenz beziehungsweise Helene unerkannt beobachten zu können.

2. Akt

Chor von Wäscherinnen und ihren Liebhabern II, 1. – Lorenz erzählt Nanni, daß er sich nie sicher ist, ob er Grund zur Eifersucht hat. Nanni beschließt, ihn für sich zu gewinnen, und bittet ihn, ihr am nächsten Morgen einen Wäschekorb zu Sepherls Herrschaft zu tragen, doch aus Angst vor Sepherls Zorn lehnt Lorenz ab. – Duett Nanni, Lorenz II, 2. – Am Nachmittag hatte Helene Charmant unter ihrem Fenster erkannt. Nun will sie ihren Mann mit Charmants Hilfe am Abend auf dem Ball bloßstellen, weil Philipp sich durch die Anwesenheit seines Vaters dazu ermutigt sieht, Autorität zu zeigen. Tatlhuber erzählt Sepherl von seiner Verkleidung und rät ihr dringend von Lorenz ab. Statt dessen bietet er ihr an, die Bekanntschaft mit einem gesetzten Mann zu vermitteln, doch Sepherl lehnt ab. Er selbst traut sich nicht, ihr einen offenen Antrag zu machen. – Lied Tatlhuber II, 10 (R: „Soll i das reskieren? Nein justament nicht.“). – Heinrich, Jacob und Katherl beginnen, die Entführung in die Tat umzusetzen. Nachdem die Herrschaften aus dem Haus sind, überredet Heinrich Rosine dazu, mit ihm ebenfalls zum Fasching zu gehen, so daß Sepherl allein zu Haus ist. Diese hört jemanden rumoren. Als sie nachsieht, ist der Korb mit dem Kind verschwunden. Erschrocken läuft sie aus dem Haus, um nach dem Kind zu suchen. Unterdessen wartet Lorenz auf Sepherl. Über ihr langes Ausbleiben wird er wütend und eifersüchtig. Nachdem sie ihren Gatten eifersüchtig gemacht hat, kehrt Helene in Charmants Begleitung nach Hause zurück. Da er sie jedoch nicht hineinbegleiten darf, ist Charmant sehr verärgert. Lorenz und Charmant wandern beide heimlich durch das Haus. Im Dunkeln treffen sie aufeinander. Da Charmant glaubt, Heinrich vor sich zu haben, erzählt er ihm, er habe sich mit Sepherl getroffen, und bittet Heinrich, Stillschweigen zu bewahren, um die Sache nicht publik zu machen. Lorenz ist außer sich vor Wut. Er stürmt in ein Zimmer, glaubt Sepherl vor sich zu haben, schlägt sie so, daß sie in Ohnmacht fällt, und verläßt das Haus. Gemeinsam kehren Philipp, Tatlhuber und Charmant zurück. Ihnen wankt Helene entgegen, die von einem fremden Mann geschlagen wurde. Die Aufregung ist groß, als man das Verschwinden des Kindes bemerkt.

3. Akt

Aus Wut über Sepherls angebliche Untreue will Lorenz sich Nanni zur Geliebten nehmen. Als Zeichen seiner Zuneigung will er nun doch den Wäschekorb holen. – Lied Lorenz III, 1 (R: „Und ’s is Alles nit wahr, es is Alles nit wahr.“). – Jacob und Katherl warten mit dem Kinderkorb auf Heinrich, der zum vereinbarten Treffpunkt nicht erscheint. Um die Equipage von Taubenherz zu suchen, verstecken sie den Korb hinter einem Zaun. Lorenz hat den Wäschekorb geholt. Da es aber noch mitten in der Nacht ist und er Nanni auf einem Ball weiß, versteckt er den Korb ebenfalls hinter dem Zaun und stürzt sich ins Vergnügen. Jacob findet Taubenherz und verrät ihm, obwohl es Streit um die Bezahlung gibt, das Versteck des Korbes. Keiner bemerkt, daß es der Wäschekorb ist, den Taubenherz hervorzieht, während Lorenz kurz darauf, vom Ball kommend, den Kinderkorb mitnimmt. Auch er bemerkt die Verwechslung nicht. Während Sepherl verzweifelt mit dem Nachtwächter nach dem Kind und seinem Entführer sucht, glaubt ihre Herrschaft, Sepherl selbst habe das Verschwinden des Kindes zu verantworten. Mit Hilfe des Nachtwächters werden Taubenherz, Jacob und Heinrich schließlich gestellt. Das Erstaunen ist bei allen jedoch groß, als man in dem Korb lediglich Wäsche findet. In diesem Moment tritt Lorenz mit seinem Korb ein, sehr erstaunt über die allgemeine freudige Aufregung. Sofort erzählt er Sepherl von der Begegnung mit Charmant und seiner neuen Liebe zu Nanni. Völlig ungerührt schimpft Sepherl ihn für seine Dummheit aus, Charmant zu glauben und direkt zu einer anderen zu laufen. Sie habe keinen Grund, sich bei ihm zu entschuldigen. Dem verblüfften Lorenz kommen Zweifel, ob er Sepherl zu Recht verdächtigte. Aus Dankbarkeit verspricht Philipp, daß Helene Sepherl eine Aussteuer bezahlen wird, damit sie ihren Geliebten heiraten kann. Doch Sepherl will Lorenz nicht mehr heiraten. Statt dessen nimmt sie den Antrag an, den Tatlhuber ihr macht. Helene hat ihre Fehler eingesehen und ist einverstanden, mit Philipp aufs Land zu ziehen. Sie will den Ort ihrer Torheit verlassen und sich bessern. – Schlußchor III, 16.