Der Treulose

oder Saat und Ernte

Dramatisches Gemälde in 2 Abtheilungen. 1. Abteilung: Die Saat, in 2 Akten 2. Abteilung: Die Erndte, in einem Akt
Uraufführung
5. März 1836, Theater an der Wien (11 Aufführungen)
Nestroy-Rolle
Herr von Falsch (Rollenverzeichnis 564)
Musik
Adolf Müller
Nachweise: Hilmar S. 64 f.
HKA Stücke 10, S. 555–575
Überlieferung
Gladt S. 83 f.
Hadamowsky 1934, S. 269
SW Bd. 8, S. 168–199
HKA Stücke 10, S. 127–550
Werkausgaben (Stücktext)
CG Bd. 5, S. 7–74
SW Bd. 6, S. 139–287
HKA Stücke 10 (Herausgeber: Johann Hüttner), S. 5–124
Musik (erhältlich)
Musik (erhältlich)
Musik (erhältlich)
Literatur
HKA Stücke 10, S. 4
Hüttner, Johann: Der Treulose – ein Fall für die Nestroyforschung. Nestroyana 2 (1980), S. 61–71
ders.: Der ernste Nestroy. In: Yates/McKenzie (Hg.) 1985, S. 67–80
Herr von Falsch
Treuhold sein Diener
von Solming, Bornfeld, Flin[c]ker, Blum seine Freunde
Frau von Hilmers
Ida, Hermine ihre Töchter
Herr von Tafelberg ein Partikulier
Marie, Caroline seine Töchter
Herr von Walter Gutsbesitzer
Frau von Walter
Ernestine beider Tochter
Kommissionsrat Firner
Julie, Resi seine Töchter
Na[n]nett Stubenmädchen bei Frau von Hilmers
1. u. 2. Marqueur
Peppi Einnehmerin in dem Kaffeehaus
Der Wirt in Buchenstein
Die Wirtin
Kathi beider Kind
Eine Magd aus dem Firnerschen Hause
Ein Hausmeister
Georg Bedienter bei Herrn von Falsch
[Herr von Dorn]
[Herr von Strauch]
Herren und Damen als Gäste
Grün Förster in Buchenstein
Fritz sein Sohn
Veit Schloßgärtner in Buchenstein
Der Richter im Dorfe Buchenstein
Regina Muff Haushälterin
Hellbach ein Anverwandter von Falsch
Bediente von Falsch und Solming
Marie Frau von Solming
Amalie deren Tochter
Treuhold Schloßinspektor bei Solming
Nan[n]ett seine Frau
[ein Wächter]
Jägerburschen, Dorfleute, Gartenknechte

Der zweite Akt der ersten Abteilung spielt um zwei Monate später als der erste. Die zweite Abteilung spielt um 25 Jahre später.

1. Abteilung: 1. Akt

Chor I, 1. – Lied Falsch I, 1 („Tief im Herzen wohnt die Liebe“). – Falsch macht vielen Frauen den Hof. Sein Diener Treuhold dagegen liebt nur Nannett, die ihn jedoch ständig der Untreue verdächtigt. – Chor der Dienstleute I, 7. – Treuhold bittet Falsch, für ihn bei Nannett zu vermitteln und sie von seiner Treue zu überzeugen. Falsch verspricht ihm Hilfe. Er selbst verabredet mit Hermine ein Rendezvous um zehn Uhr am Pavillon. Für elf Uhr bestellt er Caroline. Diese beobachtet eine Szene zwischen Falsch und Nannett, an der Falsch durchaus Gefallen findet, doch Treuhold unterrichtet Caroline über den Grund für dieses Gespräch. Allerdings bleibt Nannett nach wie vor unversöhnlich. – Lied Nannett I, 24 („Der Ehestand gleicht einem Wagn“). – Solming gesteht Marie seine Liebe. Nicht ohne Hintergedanken gibt Ida Falsch den Rat, sich von Hermine fernzuhalten, denn sie sei zänkisch, rachsüchtig und boshaft. Sofort beteuert Falsch, nur Ida zu lieben, und verabredet sich mit ihr für zwölf Uhr am Pavillon. Zufällig kann Falsch Herrn und Frau von Walter und ihre Tochter Ernestine vor einem schweren Kutschenunglück bewahren. Sogleich beginnt er, Ernestine Avancen zu machen, und beschließt für sich, sie zu heiraten. Treuhold bekommt den Auftrag, dafür zu sorgen, daß Falsch sich um neun Uhr ungestört mit einer Liebschaft treffen kann. Als Dank verspricht er ihm, Nannett endgültig zu versöhnen. Damit er dies nicht vergißt, erzählt Treuhold allen Frauen, die ihm begegnen, von seinem Problem und bittet sie, Falsch an sein Versprechen zu erinnern. Als erste erscheint Hermine. Treuhold erzählt ihr von seinem Problem und von dem Rendezvous, das Falsch um neun Uhr habe. Dasselbe erzählt er Caroline und Ida. Alle glauben es handle sich um ihre Verabredung. Auch Herrn von Walter erzählt Treuhold, nach seinem Herrn gefragt, von dem Treffen um neun Uhr am Pavillon. Gegen eine Belohnung läßt Treuhold sich dazu bewegen, den Ort des Stelldicheins zu zeigen. Unterdessen treffen Ida, Caroline und Hermine am Pavillon aufeinander. Wütend erkennen sie, welches Spiel Falsch mit ihnen treibt, und schwören Rache. Da sehen sie Ernestine kommen. Alle drei verstecken sich und beobachten, wie Falsch und Ernestine sich ihre Liebe gestehen. Lachend treten Ida, Hermine und Caroline hervor. Zwar verspricht Falsch Ernestine, sie zu heiraten, doch diese will den Treulosen nicht. Er schwört, sich zu bessern. Schließlich willigt Ernestine ein. Da mittlerweile Herr und Frau von Walter sowie Tafelberg, Solming und Marie und einige andere Personen anwesend sind, hält Falsch in aller Öffentlichkeit um Ernestines Hand an. Tafelberg gibt die Verlobung von Solming und Marie bekannt. Auch Nannett und Treuhold vertragen sich wieder.

1. Abteilung: 2. Akt

Chor II, 1. – Nach zwei Monaten Ehe ist Falsch ständig damit beschäftigt, Gäste einzuladen. Für Ernestine hat er keine Zeit. Nannett glaubt, bei Treuhold wieder Grund zur Eifersucht zu haben, obwohl dieser stets seine Unschuld beteuert. Tatsächlich unterhält Falsch allerlei Liebschaften und benutzt Treuhold als Boten. Zu Marie spricht Ernestine von ihrer enttäuschten Liebe zu Falsch und dessen Liebschaft mit Julie. Als Ernestine ihm am Abend verbieten will, aus dem Haus zu gehen, läßt Falsch sie einfach stehen. Solming ist sehr glücklich in seiner Ehe, doch Falsch verachtet diese „spießbürgerlichen Glückseeligkeiten“ und schlägt die Warnungen seines Freundes in den Wind. Ida, Caroline und Hermine haben Ernestines Unglück bemerkt und machen sich über sie lustig. – Lied Ida II, 21 („Von was die Mädchenherzen seyn“). – Durch Treuholds Unvorsichtigkeit gelangt Ernestine an den Schlüssel zu Falschs Sekretär. Treuhold tritt herbei, als sie bereits in der Lade sucht. So zeigt er ihr all die Bilder, Liebesbriefe und Haarlocken der verflossenen und gegenwärtigen Liebschaften seines Herrn. Auch verrät er Ernestine, daß Falsch sich mit Julie trifft, will jedoch den Ort nicht verraten. Um Nannett zu zeigen, daß er kein Verhältnis mit Julie hat, führt er sie zu dem geheimen Ort. Ernestine und Herr von Walter folgen ihnen. Alle beobachten das Treffen von Julie und Falsch. Auch Firner entdeckt die Szene. Ernestine fällt vor Enttäuschung in Ohnmacht. Als Falsch Bornfeld von dem peinlichen Zwischenfall erzählt, ermuntert ihn dieser, sich scheiden zu lassen. Solming berichtet Falsch, daß Walter seine Tochter nach Philadelphia begleiten wolle, weil sie hofft, dort Ruhe zu finden. Er warnt Falsch, Ernestine gehen zu lassen. Doch Falsch will sich nicht umstimmen lassen, obwohl Solming ihm prophezeit: „Du hast Böses gesät, du kannst nichts Gutes ärndten.“ – Chor II, 42. – Treuhold kündigt aus Enttäuschung über Falschs herzloses Handeln die Stellung und geht zu Solming. – Chor mit Falsch II, 44.

2. Abteilung: 3. Akt

Introductions-Chor III, 1. – Fritz ist in Amalie verliebt, die auch von Hellbach umschwärmt wird. Solming gibt ihm zu verstehen, daß er aufgrund seines geringen Vermögens keinesfalls als Bräutigam für Amalie in Frage kommt. Mit den Jahren hat Nannett ihre quälende Eifersucht abgelegt. Doch nun glaubt Treuhold stets, eine Untreue seiner Frau bemerkt zu haben. Trotz seiner 16 Kinder will er sich scheiden lassen. Solming erwartet seinen Freund Falsch, einen kränklichen alten Mann, zu Besuch. Bornfeld und Regina, die die Ankunft ihres Herrn vorbereiten sollen, berichten, daß Falsch zwanzig Jahre umhergereist ist. Die tyrannische Regina will ihn dazu bewegen, sich seßhaft zu machen. – Lied Treuhold III, 12 („Ich kenn eine Frau, sie is schon hübsch bey Jahrn“). – Am Tag der silbernen Hochzeit der Paare von damals begrüßt Solming freudig seinen Freund. Doch während Solming glücklich mit seiner Frau ist, starb Ernestine seinerzeit nach zwei Jahren in Philadelphia. Zwar enttäuscht und unzufrieden, doch ohne zu klagen, fügt Falsch sich in sein Schicksal. Weil er keine eigenen Kinder hat, will er Hellbach adoptieren. – Lied Falsch III, 15 („Des wüsten Lebens flüchtger Reiz“). – Um Treuhold fortzulocken, erzählt Bornfeld, daß vor Treuholds Haus ein junger Mann auf und ab laufe. Zunächst unbemerkt entwendet Bornfeld Falschs Geldschatulle. Zwar wird der Dieb durch den Richter verhaftet, doch erklärt Falsch, obwohl enttäuscht von Bornfelds Undank, er habe ihm das Geld geschenkt. – Chor der Bauern und Wächter III, 25. – Nannett erzählt Solming von dem Verhältnis zwischen seiner Tochter und Fritz, der im Wirtshaus eine Schlägerei mit Hellbach angefangen hat. Fritz, von Solming zur Rede gestellt, gesteht, daß er Hellbach verprügelt hat, weil dieser schlecht von Falsch sprach und es nur auf dessen Geld abgesehen habe. Doch Falsch will dem keinen Glauben schenken. Aufgeregt erscheint Treuhold bei Solming. Er hat ein Gespräch zwischen Regina und Hellbach belauscht, in dem sich die beiden darüber unterhielten, daß „der Alte“ ein so „zähes Leben“ habe. Stets eifersüchtig glaubt Treuhold, er sei gemeint und Hellbach habe es auf seine Nannett abgesehen. Gemeinsam belauschen Solming, Falsch und Treuhold das Gespräch von Regina und Hellbach. Es ist von Betrug, einem Testament und einem Anteil für Regina die Rede. Als Treuhold begreift, daß nicht von ihm, sondern von Falsch die Rede ist, ist er überglücklich und beschließt, sich nicht scheiden zu lassen. Falsch sieht sich ganz allein auf der Welt, von allen verlassen und verraten. Besonders schmerzt es ihn, Solmings Glück zu sehen. Solming selbst hat erkannt, welchen Schwiegersohn er in Fritz gewinnt. – Chor der Gesellschaft III, 39. – Unbemerkt ist Falsch abgereist. In einem Abschiedsbrief kündigt er an, Amalie als seine Alleinerbin einzusetzen. Da Solming dies nicht akzeptieren würde, soll Fritz, als Amaliens Bräutigam, das gesamte Vermögen erben. Zum Schluß gibt Solming sein Einverständnis für die Hochzeit von Amalie und Fritz. – Schlußchor III, 40.