Der Kobold

oder Staberl im Feendienst

Parodierende Zauberposse mit Gesang in 4 Akten
Uraufführung
19. April 1838, Theater an der Wien (8 Aufführungen)
Nestroy-Rolle
Foletterl, ein junger Kobold (Rollenverzeichnis 591)
Musik
Adolf Müller
Nachweise: Hilmar S. 52 f.
HKA Stücke 14, S. 328–338
Vorlage
Handlungsgerüst nach J. Perrots Feenballett: Der Kobold (1838 Hoftheater)
Überlieferung
SW Bd. 2, S. 756–772
HKA Stücke 14, S. 257–302
Werkausgaben (Stücktext)
CG Bd. 10, S. 185–221
SW Bd. 2, S. 549–619
HKA Stücke 14 (Hg.: Yates), S. 95–150
Musik (erhältlich)
Musik (erhältlich)
Literatur
HKA Stücke 14, S. 93
Diehl
Brennroth Beherrscher des unterirdischen Feuerreiches
Folletterl sein Sohn, ein junger Kobold
Frau Margarethe eine alte Pächterin
Thekla ihre Ziehtochter
Mathias ein reicher Pächter
Peregrinus sein Sohn
Staberl vormals Parapluiemacher, dessen Freund
Undine Fee- und Wassernixenkönigin
Idyla Wassernixe
Pyromantos, Funken Feuergeister
Serzel Dorfrichter
Veit ein Bauer
Bauern, Bäuerinnen
Nymphen, Tritonen, Genien, Gnomen, Feuergeister
1. Akt

Chor I, 1. – Margarethe möchte Thekla, die alle für ihre Enkeltochter halten, so schnell wie möglich verheiraten. Thekla wurde Margarethe einst mit der Anweisung vor die Tür gelegt, sie wie ein eigenes Kind aufzuziehen. Als Dank wurde Margarethe ein großer Lohn versprochen. Doch seit einiger Zeit erscheint ihr im Traum eine Gestalt, die auf Theklas baldige Verheiratung drängt, da ihr bis zu dieser Verbindung die größte Gefahr drohe. So ist Margarethe froh über Theklas Beziehung zu Peregrinus. Thekla möchte noch nicht heiraten und begegnet ihrem Bräutigam sehr kühl. Am Vortag der Hochzeit erscheint Undine bei Margarethe, dankt ihr für die Erziehung Theklas und warnt vor finsteren Mächten, die noch innerhalb eines Tages großes Unheil anrichten könnten. Unter vier Augen gibt Undine sich als Nixenkönigin zu erkennen. Der Beherrscher des Feuers sei ihr Feind und neide ihre größere Macht. Ständig trachte er danach, etwas ihr Liebes in den Feuerpfuhl zu werfen, das sie durch größte Opfer zurückkaufen müßte. Nun habe er sein Augenmerk auf Thekla gerichtet, ihre Tochter aus der Beziehung mit einem Sterblichen. „So lang der Liebe Flamme noch frey in ihrem Herzen glühen darf“, kann seine Macht sie verderben. Mit der Hochzeit wäre sie gerettet. Der geschwätzige Staberl hat die letzten Worte Undines belauscht. Auch ihm gibt sich die Nixenkönigin zu erkennen und verspricht ihm, das Lauschen zu verzeihen, wenn er ihr bis zum nächsten Tag zu Diensten ist. Er soll auf Thekla aufpassen, da der Beherrscher des Feuerpfuhls jemanden in Menschengestalt auf die Erde geschickt hat, um Thekla zu sich zu locken. Sollte es nötig sein, Undine herbeizurufen, soll er einen Stein in den Waldbach eines Föhrenwaldes werfen und ihren Namen rufen. Sie verspricht ihm einen einzigartigen Lohn für seine Hilfe. Unterdessen befragt Brennroth das Schicksal, das sagt, wen er zu Theklas Verführung auf die Erde schicken soll. Zu des Vaters Entsetzen soll Folletterl diese Aufgabe übernehmen. – Chor I, 11. – Da Folletterl eine irdische Mutter hat, verliert er seine Unsterblichkeit und wird ein ganz normaler Mensch, wenn er sich in eine Erdentochter verliebt. – Auftrittslied Folletterl I, 12 („Auf Ehre a bildschöner Kobold bin i“). – Brennroth erzählt Folletterl von seinem Auftrag und warnt ihn davor, sich zu verlieben. Der Sohn sieht für sich jedoch keine Gefahr. – Chor I, 12.

2. Akt

Lied Thekla II, 1 (R: „Nein, nein, nein, nein, das geht mir halt durchaus nicht ein“): Sie hält die Ehe für „betrübt“, weil die Frau dem Mann untertan sein soll. Sollte sie doch noch den „Richtigen“ kennenlernen, ist es dafür zu spät. Staberl ist auf Theklas Spuren in den Wald gelangt. Unentwegt treibt ihn die Frage um, welchen Lohn ihm Undine gewähren will. Schließlich kommt er zu dem Schluß, daß es nur ihr Herz sein kann. Sofort will er sie rufen, doch leider weiß er nicht, wie Föhren aussehen. Da trifft er auf Folletterl, der ihm sofort erzählt, wer er ist und welchen Auftrag er hat. Er kann Staberl auch sagen, daß sich Nixen in dem benachbarten Waldbach finden. Als Gegenleistung verlangt er jedoch, daß Staberl ihm hilft, Thekla zu fangen. Zunächst verweigert Staberl diesen Dienst, doch einige Klumpen Gold lassen ihn seine Meinung ändern. Er verrät Folletterl, daß Thekla allabendlich zum Brunnen geht. Gegen Androhung von Höllenstrafen verlangt Folletterl von Staberl, daß er diese Situation für ihn ausspioniert. Kaum ist Folletterl fort, ruft Staberl Undine und gesteht ihr seine Liebe. Undine ist über diese Rede erbost. Sie will Staberl bereits fortschicken, als er Andeutungen über die Gefahr macht, in der Thekla schwebt. Wiederum verspricht Undine Staberl für seine Dienste einen einzigartigen Lohn. Er berichtet von der Verabredung beim Brunnen. Von Undine bekommt Staberl einen Zaubertrank, der Thekla zwei Stunden verschwinden und Staberl ihre Gestalt annehmen läßt.Um sich nicht durch seine Sprache zu verraten, wird Staberl verstummen. – Lied Folletterl II, 6 („Daß s’ Gold d’ Welt regiert, hätt ich mir nicht gedacht“).

3. Akt

Staberl, als stumme Thekla, trifft am Brunnen auf Folletterl, der durch allerlei Spielereien die Zuneigung des Mädchens gewinnt, doch schließlich von Undines Dienerin, die als Frau Margarethe erscheint, verjagt wird.

 

4. Akt

Am nächsten Tag kann Staberl sich nur ungenau an die zwei Stunden erinnern. Folletterl hingegen hat sich in Thekla verliebt und will sie unbedingt wiedersehen. Er trifft jedoch auf die wahre Thekla, die sich zu seinem Erstaunen nicht an ihn erinnern kann und zudem keineswegs stumm ist. – Quodlibet-Duett Folletterl, Thekla IV, 4: Thekla verliebt sich nach anfänglichem Zögern in Folletterl. – Chor IV, 5. – Die Mädchen bringen Theklas Brautgeschenke für die Hochzeit mit Peregrinus, doch Thekla ist sich über ihre Gefühle nicht im Klaren. Einerseits liebt sie Folletterl, andererseits macht seine Zaubergestalt ihr Angst. Mit Zauberkraft will Folletterl Theklas Gegenliebe erzwingen, doch sie weigert sich, da er sie nicht in gleichem Maße liebe. Erbost über die Äußerung, verschwindet Folletterl, worüber Thekla sehr traurig ist. Margarethe holt Thekla zur Hochzeit ab. In diesem Moment verwandeln sich Folletterl und Staberl. Der eine erscheint als Peregrinus, der andere als Thekla. Dieses Brautpaar reicht sich die Hand. Da betritt Brennroth die Szene, enthüllt Staberl und erinnert Folletterl an seine Unsterblichkeit. Folletterl beteuert jedoch, er wolle nur noch der Erde angehören. Die eintretende Undine verkündet ihren Sieg, weil Folletterl in wahrer Liebe zu einem irdischen Geschöpf entbrannt sei. Undine und Thekla fallen sich in die Arme. Als Bauer, ganz Mensch, erhält Folletterl die Erlaubnis, Thekla zu heiraten. Zum Dank erhält Staberl von Undine einen Trank, der ihm ewiges Glück bescheren soll. Auch zeigt Undine ihm die Quelle des ewigen Glücks, doch Staberl weist auf das Publikum: Dies sei seine Quelle ewigen Glücks, von der er hofft, daß sie nie versiegt. – Chor IV, 10.