Der confuse Zauberer

oder Treue und Flatterhaftigkeit

Original Zauberspiel mit Gesang in 3 Aufzügen
Uraufführung
26. September 1832, Theater an der Wien (24 Aufführungen)
Nestroy-Rolle
Schmafu, Magier (Rollenverzeichnis 484)
Musik
Adolf Müller
Nachweise: Hilmar S. 44 f.
HKA Stücke 3
Überlieferung
Gladt S. 89
Hadamowsky 1934, S. 255
SW Bd. 1, S. 659–682
GW Bd. 1, S. 651–653
HKA Stücke 3
Werkausgaben (Stücktext)
CG Bd. 10, S. 137–182, SW Bd. 1, S. 219–304
GW Bd. 1, S. 409–480
HKA Stücke 3 (Herausgeber: Scheichl)
Musik (erhältlich)
Musik (erhältlich)
Literatur
HKA Stücke 3
Coulson
Diehl
NESTROY Spiele Schwechat
Schmafu ein Magier
Eigensinn ein Zauberer
die Treue
die Flatterhaftigkeit
1.,2., 3. dienstbarer Geist des Eigensinns
Amoroso Neffe des Schmafu
Amanda Nichte der Treue
die Melancholie
ein melancholischer Fiaker
Anführer der Seeräuber
1. , 2., 3. Seeräuber
Confusius Stockfisch ein Seeräuber
Wünscheltrud eine alte Hexe
der Argwohn
die Eifersucht
eine Nymphe
Grund ehemals Erdgeist, jetzt Kammerdiener des Schmafu
Lord Punschington ein Engländer
Miß Betty seine Nichte
Amalie Comifo
Benoit Comifo ihr Bruder, ein englischer Kunstbereiter
Jean, Jacques Bediente
ein kleiner Junge
dienstbare Geister des Eigensinns
Nymphen, Genien, Amoretten und dienstbare Geister der Treue, Seeräuber

Die Handlung spielt teils auf, teils bei verschiedenen Zauberschlössern, teils in einer großen Stadt

1. Akt

Chor der dienstbaren Geister I, 1. – Die Treue, Amoroso und Amanda bitten den Zauberer Eigensinn um seine Hilfe, weil Schmafu seine Einwilligung zu einer Hochzeit von Amoroso und Amanda verweigert. Mittels eines Zauberrings war es der Treue vor 25 Jahren gelungen, Schmafu zu ihrem Verlobten zu machen. Doch dann verliebte er sich in die Flatterhaftigkeit. Mit Hilfe des Talismans bannte die Treue die Flatterhaftigkeit in einen Zauberschlaf und gab sie in Eigensinns Obhut. Aus Rache verweigert Schmafu jetzt sein Einverständnis zur Hochzeit. Amoroso bittet die Treue, Schmafu den Ring zu geben, damit er seine Geliebte wecken könne, doch diesen Vorschlag lehnt die Treue ebenso entschieden ab, wie Amoroso die Idee, eine andere Frau zu heiraten. Diese Dickköpfigkeit gefällt Eigensinn, weshalb er seinen Schutz verspricht. In diesem Moment erscheint Schmafu. Zu Eigensinns Freude kann auch er die Treue nicht umstimmen. Wie jeden Tag steigt Schmafu zu seiner Geliebten in eine unterirdische Grotte hinab. Trotz des Verbotes von Eigensinn ist er entschlossen, sie zu küssen. Er sorgt dafür, daß die Wachen verschwinden, und küßt die Schlafende. Von einem lauten Donner erschreckt, prallt Schmafu zurück. Im selben Augenblick schließt sich ein Eisengitter vor der Grotte. Eigensinn rügt Schmafu für das Überschreiten seines Verbotes. Zu dem einsamen Schmafu tritt die Melancholie und begleitet ihn mit einem melancholischen Fiaker nach Hause. – Chor der Seeräuber I, 11. – Confusius ist „teils aus unglücklicher Liebe, teils aus Kommodität“ einst zu den Seeräubern gekommen. Er ist allerdings ein äußerst schlechter Seeräuber, sowohl zu Wasser als auch zu Land, so daß der Anführer ihn an einen Baum binden läßt, damit man ihn findet und erhängt. Als erster kommt Eigensinn an den Baum. Gemäß seiner Natur weigert er sich, Confusius auf dessen Bitten hin zu befreien. Als sich der Räuber gleichgültig zeigt, ist er jedoch dazu bereit. Er beschließt, Confusius glücklich zu machen, und da dem Dummen das Glück bekanntlich im Schlaf kommt, soll Confusius sich zum Schlafen hinter eine Rasenbank legen. Der versteht zwar diese Anweisung nicht, tut aber, wie ihm geheißen. In der Nacht trifft sich die Treue mit der alten Hexe Wünscheltrud, die ihr für 50 Goldstücke klares Wasser als Liebestrank für Schmafu andreht. Auf dem Heimweg wird die Treue von den Seeräubern angegriffen. Sie schleudern die Fee zu Confusius auf den Boden, ergreifen aber die Flucht, als sie hören, wer sie ist. Bei dem Überfall hat die Treue ihren Talisman, den Zauberring, verloren, den Confusius findet und an sich nimmt. Wenig später trifft Confusius zufällig auf Amoroso, der ihn zum Schloß der Treue bringen will.

2. Akt

Allmählich versinkt Schmafu ganz und gar in seiner melancholischen Stimmung. Alles um ihn herum scheint ihn an seine geliebte Flatterhaftigkeit zu erinnern. Erst der Nymphe Peppi, die zuvor als Stubenmädchen bei der Fröhlichkeit angestellt war, gelingt es, Schmafu von der Melancholie zu befreien. – Lied Schmafu II, 3 („Die hat mich erheitert“). – Amoroso besucht mit Confusius seinen Onkel. Confusius, der glaubt, vor einem Räuberhauptmann in „seiner prächtigen Höhle“ zu stehen, ermahnt Schmafu, sich zu bessern und sein „schändliches Handwerk“ aufzugeben. Wütend weist Schmafu seinen Neffen für diesen Besuch aus dem Haus. Confusius eröffnet er, ein mächtiger Magier zu sein, der ihn vernichten könnte. Ängstlich fällt der Räuber auf die Knie. Dabei entdeckt Schmafu den Talisman an dessen Hand. Er verlangt die Aushändigung des Rings, doch Confusius will den Talisman nur dem „Talisweib“ zurückgeben. Mit Gewalt kann der Ring niemandem entrissen werden, und gegen Geld gibt Confusius ihn nicht her. So macht Schmafu dem Räuber einen Vorschlag: Confusius soll den Ring auf keinen Fall seiner vorherigen Besitzerin geben, sondern ganz nach Schmafus Willen gebrauchen. Im Gegenzug lehre Schmafu ihn, wie er sich mit Hilfe des Rings alle Wünsche erfüllen könne. Begeistert willigt Confusius ein. Als erstes soll die Flatterhaftigkeit erweckt und Schmafu in „den schönsten, liebenswürdigsten, pfiffigsten, jungen Menschen“ verwandelt werden. – Quodlibet-Duett Schmafu, Confusius II, 4. – Chor der dienstbaren Geister des Eigensinns II, 5. – Durch eine falsche Handbewegung hat Confusius bei der Verzauberung von Schmafu einen Fehler gemacht und fürchtet nun, Schläge zu bekommen. Doch statt dessen ist Schmafu begeistert von seinemAussehen und schenkt Confusius 1.000 Dukaten. Nach Schmafus Anweisungen gelingt es Confusius, die Flatterhaftigkeit zu wecken, allerdings nicht, wie verlangt, auf Schmafus Schloß. – Lied der Flatterhaftigkeit II, 7 („Ha, wie durchglühet“). – Auch das Herbeizaubern der Treue bereitet Confusius Schwierigkeiten, weil er ein ums andere Mal eine falsche Handbewegung macht. Zum Ärger von Eigensinn schließt Schmafu seine Geliebte in die Arme. Für den prächtigen Palast, den Confusius herbeizaubert, läßt Eigensinn den Argwohn und die Eifersucht als Mitbewohner erscheinen. – Chor der Geister II, 7.

3. Akt

Nach seiner Hochzeit mit der Flatterhaftigkeit hat Schmafu sich sogleich in zahlreiche Liebesabenteuer gestürzt. Über einen Brief, in dem ihm Amalies Mutter ankündigt, Amalies Bruder wolle sich an ihm rächen, amüsiert er sich köstlich. Unter anderem hat er sich auch in Miß Betty verliebt, die gerade zusammen mit Lord Punschington zu Besuch ist. Die Miß reagiert sehr kühl auf seine Avancen und kündigt ihre Abreise nach Amerika an, worauf Schmafu sogleich seine Begleitung anbietet. Diese Idee scheint Miß Betty freundlicher zu stimmen, und sie bestellt Schmafu für neun Uhr in den Garten. Voller Begeisterung eröffnet Schmafu Confusius seine Reisepläne und bittet ihn mitzukommen, doch Confusius will sich nicht zu weit von seiner unglücklichen Liebe entfernen. Schmafu erinnert sich,amAbend unbedingtmitAmaliesprechen zumüssen.UmpeinlicheZusammentreffen zu vermeiden, bittet er Confusius, die Miß „drei Meilen nach links“ und seine Frau „drei Meilen nach rechts“ zu zaubern. Unerwartet erscheintComifo bei Schmafu und verlangt Geld. Die Ähnlichkeit mit Amalie bringt Schmafu auf die Idee, ihren Bruder vor sich zu haben. Einmal erkannt, beschließt Comifo, sich für die Behandlung seiner Schwester zu rächen. Kategorisch erklärt er: „Geld verachten wir, nur Kapitalien nehmen wir an“. Schmafu ruft nach Confusius, schleudert ihm Comifo in die Arme und verschwindet. Comifo bittet Confusius, die Flatterhaftigkeit an das abendliche Treffen zu erinnern. Da Comifo ihm beschrieben hat, in welchem Kostüm er auftrat, als die Flatterhaftigkeit sich in ihn verliebte, kommt Confusius auf die Idee, mit Hilfe seiner Zauberkräfte in diesem Aussehen am Abend bei der Flatterhaftigkeit zu erscheinen. Schmafu möchte zu Amalie gezaubert werden, doch durch einen Fehler von Confusius erscheint Amalie bei Schmafu. Sie ist sehr in Eile, weil sie in einer Viertelstunde auftreten muß. Sie verspricht Schmafu, im Zirkus einen Treffpunkt vorzuschlagen. Durch einen weiteren Fehler von Confusius erscheint auch Comifo. Es gelingt Schmafu, ihm zu erklären, daß eine unsichtbare Fee ihre Hände imSpiel hat. Obwohl er nur Comifo verschwinden lassen soll, zaubert Confusius auch Amalie wieder in den Zirkus. – Lied Confusius III, 12 („Ein schönerArtikel, dieTreu, das ist gwiß“). – Im Zirkus erhält Schmafu einen Zettel, in dem Amalie um ein Treffen um neun Uhr im Garten bittet. Auf dem Heimweg wird Schmafu vom Argwohn und der Eifersucht angesprochen. Der Argwohn bringt ihn auf die Idee, daß seine Frau ein Verhältnis mit Comifo haben könnte. Die Eifersucht rät, beide zu überraschen und zu ermorden. – Lied Flatterhaftigkeit III, 15 („Heute diesen,morgen den“). – Zum vereinbarten Zeitpunkt trifft der als englischer Reiter verkleidete Confusius die Flatterhaftigkeitund überschüttet sie mit Komplimenten. Da sie ihm sehr distanziert begegnet, erzählt Confusius ihr von der Untreue ihres Mannes und bittet sie, mit ihm zu fliehen. – Duett Flatterhaftigkeit, Confusius III, 17. – Plötzlich kommt Comifo herein. Verwundert sieht die Flatterhaftigkeit die beiden englischen Reiter vor sich. Zwar gesteht Confusius sofort, der Falsche zu sein, doch hört man bereits Schmafu nahen. Comifo ist entschlossen, ihn niederzuschlagen. Um ein Unglück zu verhindern, zaubert Confusius Comifo und die Flatterhaftigkeit fort. Durch den Argwohn angestachelt, wird Schmafu um so wütender, als er niemanden zu Hause antrifft. Doch als Confusius den Argwohn und die Eifersucht verschwinden läßt, erkennt Schmafu, daß er im Unrecht war. Auf der Stelle eilt er zu Amalie in den Garten. Durch einen Zauberfehler von Confusius erscheinen auch Betty und Comifo, der vor der Flatterhaftigkeit kniet, an diesem Ort. Vor Schreck ergreift Amalie die Flucht. Die Flatterhaftigkeit fällt in Ohnmacht, und Comifo eilt davon, umihr eine Erfrischung zu holen. Auch Confusius läuft, aus Angst vor Schlägen, davon. Die Miß überschüttet Schmafu, dieser wiederum die Flatterhaftigkeit mit Beschimpfungen. Dem zurückkehrenden Comifo gibt die Flatterhaftigkeit eine Ohrfeige, was ihn noch mehr für sie einnimmt. Wütend und verzweifelt überlegt Schmafu, was zu tun sei. Punschington rät ihm, sich zu erschießen. Als Schmafu ablehnt, gibt ihm der Engländer ein Fläschchen, das ihm „die rechte Richtung geben“ soll. Begeistert liest Schmafu die Aufschrift „Extractus spleniticus“, also „echt englischer Spleen“. Auf einen Zug trinkt er die Flasche leer, greift zur Pistole und schießt sich vor die Stirn. – Chor der Nymphen und Geister der Treue III, 24. – Die Treue hat ihre helle Freude an dem, was Confusius ihr berichtet. Schmafu habe sich die schönste Gestalt, die zu zaubern war, weggeschossen und erscheine nun als der alte Schmafu. Da die Flatterhaftigkeit verschwunden ist, fällt Schmafu der Treue tatsächlich zu Füßen und gibt Amoroso und Amanda die Einwilligung zur Hochzeit. Da Confusius bereit ist, den Talisman abzugeben, wird er von der Treue in den Tempel der Treue und des Glücks eingeführt.