Der Affe und der Bräutigam

Uraufführung
23. Juli 1836, Theater an der Wien (92 Aufführungen)
Nestroy-Rolle
Karl Maria Tiburtius Hecht, Diener (Rollenverzeichnis 570)
Musik
Georg Ott Nachweise: Hilmar S. 74 f.
HKA Stücke 11, S. 382 f. und 426–447
Vorlage
Duvert et Henry: Le Singe et l’adjoint (Vaudeville, Paris 1833) und andere Motive
geschrieben für den Affenmimiker Eduard Klischnigg
vgl. SW Bd. 9, S. 575–581, und HKA Stücke 11, S. 249–260
Überlieferung
Gladt S. 28
Hadamowsky 1928, S. 133
1934, S. 91
SW Bd. 9, S. 575–589
HKA Stücke 11, S. 245–340
Werkausgaben (Stücktext)
CG Bd. 5, S. 77–121
SW Bd. 9, S. 185–266
HKA Stücke 11 (Hg.: Hein), S. 77–139
Musik (erhältlich)
Musik (erhältlich)
Literatur
HKA Stücke 11, S. 74f.
Walla 1996
Horst-Jürgen Gerigk: Der Mensch als Affe in der deutschen, französischen und amerikanischen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts. Hürtgenwald 1989, S. 121–126
Hein, Jürgen: Nachtrag zu Der Affe und der Bräutigam (Stücke 11). Nestroyana 20 (2000), S. 29–32
Herr von Flachkopf ein Gutsbesitzer
Bertha seine Tochter
Lisette deren Stubenmädchen
Herr von Mondkalb ein Gutsbesitzer
Carl Maria Tiburtius Hecht sein Diener
Magister Geistreich
Buxbaum Schloßgärtner des Herrn von Flachkopf
Genofeva seine Tochter
Tigerzahn Inhaber einer Menagerie
Anton, Christoph Bediente bei Herrn von Flachkopf
Faust Menagerie-Knecht
Mamok ein Affe
Karamutz ein Knabe
Wilhelm von Föhrenthal Sohn eines Rentiers aus der Stadt
Constantius Immerzorn Gerichtshalter
Grün, Grau Beisitzer
Blasius Amtsdiener
Herr von Wellnagel
Frau von Stein
Sophie von Nordthal ihre Nichte
Herr von Morgenthau
Herr von Abendroth
Gäste, bediente, Menagerie-Knechte, Wächter

Die Handlung spielt auf dem Schlosse des Herrn von Flachkopf, und in der nächsten Umgebung

1. Akt

Chor I, 1. – Flachkopf, Bertha und die übrigen Zuschauer halten Wilhelm für einen Hexenmeister, weil er kleine Zauberkunststücke vorführen kann. Aus Furcht vor dessen übernatürlichen Kräften will Flachkopf den Sohn seines Jugendfreundes aus dem Haus weisen, zumal er ein Auge auf Bertha geworfen hat. Bertha ist jedoch die Braut von Mondkalb, der ihr unbekannt ist und dessen Ankunft man jeden Moment erwartet. Nur mühsam gelingt es Wilhelm, Bertha von dem Aberglauben abzubringen, er habe übersinnliche Kräfte. Beunruhigt hört Mondkalb – ein Mann in Flachkopfs Alter – nach seinem Eintreffen von dem „Schwarzkünstler“. Außerdem berichtet Flachkopf von Wilhelms Liebe zu Bertha. Beide Männer sind aber sicher, daß Bertha Mondkalb den Vorzug geben wird. Als Geschenk für Bertha empfiehlt Flachkopf einen Affen für ihre Menagerie, den sie sich sehnlichst wünscht. – Auftrittslied Hecht I, 7 (R: „Ja, so was erlebt man halt selten zu Haus, / Drum’s Reisen das bildet den Menschen erst aus.“). – Da ein echter Affe nicht leicht zu besorgen ist, kommt Mondkalb auf die Idee, sich selbst als Affe zu verkleiden. – Auftrittslied Genofeva I, 11 („Im Wald bin i gern“). – Unbemerkt stiehlt Mamok Genofeva im Garten ein Blumenbouquet. Das Mädchen glaubt an Zauberei. Unterdessen sucht Tigerzahn mit Knechten nach seinem entlaufenen Affen, der Sensation seiner Menagerie. – Chor der Knechte I, 13. – Chor I, 13. – Wilhelm hat beschlossen, in das nächste Wirtshaus zu reisen, um von dort einen neuen „Operationsplan“ zu entwerfen. Zuvor will er seiner Geliebten noch einen Brief schreiben. Dabei trifft er auf den als Affen verkleideten Mondkalb, der sich als Berthas Bräutigam vorstellt. Sogleich gibt Wilhelm sich als Nebenbuhler zu erkennen. Mondkalbs Angst vor dem angeblichen „Schwarzkünstler“ bemerkend, beschließt Wilhelm, diesen Aberglauben für sich zu nutzen. Er behauptet, tatsächlich übernatürliche Kräfte zu haben, und droht, Mondkalb in einen Affen zu verwandeln. Auf Mondkalbs Flehen hin läßt er von seinem Vorhaben ab, allerdings nur unter der Voraussetzung, daß Mondkalb das Kostüm nur dann ablegt, wenn Wilhelm es ihm erlaubt. Zudem darf er ohne Erlaubnis keine menschlichen Laute von sich geben. Mondkalb verspricht, sich an alle Auflagen zu halten. Resigniert stellt er fest: „Affe geworden, um die Braut zu erringen, und die Braut verlieren, um nicht Affe zu werden […]“. Bertha hält den verkleideten Mondkalb für einen echten Affen und freut sich königlich. Keiner wundert sich, daß Mondkalb unauffindbar ist. Während man Mondkalb hinausführt, springt Mamok unbemerkt in das Zimmer. – Chor mit Herr I, 23.

2. Akt

Chor II, 1. – Inzwischen ist man über Mondkalbs Verschwinden sehr beunruhigt. Bertha spielt mit dem Affen und wundert sich über sein verändertes Verhalten, nicht bemerkend, daß sie mittlerweile einen echten Affen vor sich hat. Wiederum unbemerkt flüchtet Mamok aus dem Fenster, nachdem er eine Parfümflasche zerbrochen hat. Mondkalb, der von seinem „Doppelgänger“ nichts weiß, bekommt die Schläge dafür. Obwohl Bertha sich sehr über den Affen freut, würde sie das Geschenk lieber zurückgeben, als Mondkalb zu heiraten, doch Flachkopf besteht auf einer Hochzeit. In ihrer Not gesteht Bertha ihre Liebe zu Wilhelm. Flachkopf ist außer sich, jedoch gelingt es ihm, Bertha glauben zu machen, daß Wilhelm doch ein „Hexenmeister“ ist. Alleingelassen schreibt Mondkalb einen Brief an Flachkopf, in dem er von seinem Affendasein, von Zauberei und von Wilhelm spricht. Genofeva hofft, daß Hecht, der ihr schöne Augen macht, sie vor einer Hochzeit mit Blasius bewahrt. Als Dank für seine Hilfe verspricht sie, ihn zu heiraten. Zunächst bittet Hecht den Affen, den er für den verkleideten Mondkalb hält, um seinen Segen. Während Genofeva ihren Liebhaber für verrückt hält, wundert sich Hecht über das seltsame Verhalten seines Herrn. – Duett Hecht,Genofeva II, 8 (R: „Man glaubt nicht was Affen gibt in dieser Welt, / Von denen die Naturg’schicht kein Wörtel uns meldt“). – Lisette bringt Bertha einen Brief von Wilhelm, worin er seine Geliebte bittet, wegen wichtiger Neuigkeiten zum Gartentor zu kommen. Nach einigem Zögern läßt Bertha sich auf das Treffen ein. In ihrer Abwesenheit stiehlt Mamok aus ihrem Zimmer eine Diamantenkette, die Teil des Brautgeschenks ihres Vaters ist. Flachkopf entdeckt den Schaden und ruft sogleich nach Hilfe, um den Räuber zu fassen. – Chor II, 13. – Es gelingt Mondkalb, seinen Brief im Garten zu placieren, doch im nächsten Moment wird er von Tigerzahn und dessen Knechten gefangen, da sie ihn für den entsprungenen Affen halten. Flachkopf findet das Schreiben und liest es voller Entsetzen. Er ist fest entschlossen, seinem Freund wieder zu seiner menschlichen Gestalt zu verhelfen. Bei dem Stelldichein erzählt Wilhelm der verunsicherten Bertha, sein Vater werde am übernächsten Tag eintreffen und Flachkopf zu einer Einwilligung in die Hochzeit bewegen. Das Gespräch wird von Flachkopf unterbrochen, der Immerzorn in seiner Begleitung hat. Der Gerichtshalter wirf tWilhelm vor, einen Menschen in ein Tier verwandelt und eine Diamantenkette gestohlen zu haben. Just in diesem Augenblick springt Mamok mit der Kette herbei. Großzügig stellt Immerzorn Wilhelm eine mildere Strafe in Aussicht, wenn er Mondkalb seine menschliche Gestalt zurückgebe. Zwar erklärt Wilhelm den Zauber für aufgehoben, doch der Affe bleibt unverändert. Immerzorn läßt den verwunderten Wilhelm abführen.

 

3. Akt

In einem gemeinsamen Gespräch versuchen Genofeva und Hecht, Buxbaum von der geplanten Hochzeit abzuhalten, doch der Gärtner bleibt unbeirrt bei seiner Meinung. Zwar bittet er Blasius, von sich aus auf das Eheversprechen zu verzichten, doch dieser besteht auf seinem Recht. Hecht gibt Genofeva den Rat, daß „ruhige Ergebenheit in das Schicksal“ für sie das Beste sei. Trotz dieser offenbaren Gleichgültigkeit hält Genofeva an ihrem Wunsch fest, Hecht zu heiraten. – Quodlibet Hecht III, 3. – Vor der anstehenden Gerichtsverhandlung besticht Bertha Blasius, um mit Wilhelm sprechen zu können. Zwar hält sie ihn noch immer für einen Zauberer, aber sie glaubt, er sei genug bestraft, und gesteht ihm ihre Liebe. Gemeinsam werden Mamok und Wilhelm zum Verhör gebracht. Während man auf Flachkopf wartet, nutzt Genofeva die Gelegenheit, Immerzorn um eine Ungültigkeitserklärung für ihr Eheversprechen zu bitten. Doch Immerzorn kann keine Unregelmäßigkeit feststellen. Zufrieden hält Blasius das Papier in der Hand, als Mamok es ihm plötzlich entreißt und durch Zerreißen ungültig macht. Während der Gerichtsverhandlung kann nichts Mamok, den alle für den verzauberten Mondkalb halten, zum Reden bringen. Da erscheint Tigerzahn, um einige seiner Tiere zu zeigen, damit Immerzorn ihm die Erlaubnis für eine öffentliche Präsentation erteilt. Der mitgebrachte Affe bleibt jedoch im Käfig. Flachkopf bietet Wilhelm an, Bertha heiraten zu dürfen, wenn er Mondkalb zurückverwandelt. Eindringlich fordert Wilhelm Mamok auf, seine wahre Gestalt zu zeigen. Zum allgemeinen Erstaunen meldet sich der „entzauberte“ Mondkalb aus dem Käfig. Schnell befreit man den Mann und legt Mamok in Ketten. Zu Wilhlems Entlastung berichtet Mondkalb, daß ihm die Verzauberung lediglich angedroht wurde, woraufhin Immerzorn sich bei Wilhelm entschuldigt. Wilhelm und Bertha sind überglücklich, weil Flachkopf zu seinem Wort stehen und in die Hochzeit einwilligen muß. – Schlußchor III, 14.