Das Verlobungsfest im Feenreiche

oder Die Gleichheit der Jahre

Zauberposse in 3 Aufzügen
Vorlage
Karl Gottlieb Prätzel: Die Schloßmamsell (Erzählung, Wien 1827)
vgl. HKA Stücke 7/I, S. 154–159
Überlieferung
Gladt S. 89
SW Bd. 2, S. 730–732
HKA Stücke 7/I, S. 151–175
Werkausgaben (Stücktext)
SW Bd. 2, S. 379–456
HKA Stücke 7/I (Hg.: Walla), S. 5–65
Literatur
HKA Stücke 7/I, S. 4
Supranaturalis Herrscher im Feenreiche
Tranquillus ein Zauberer,
Narcissus dessen Neffe, entfernte Verwandte des Supranaturalis
Regina eine reiche Fee
Selinde ihre Nichte
Floretta eine Nymphe,
Schladriwuxerl ein Genius, beide in Diensten der Fee
Spiritus ein dienstbarer Geist des Supranaturalis
Christoph Schlagmayer Mauteinnehmer in Kobelsbach
Crescentia seine Gattin
Eduard beider Sohn
Zettermann Lederermeister, Crescentiens Bruder
Notarius Kupferberg
Herr von Hirschwald Oberforstmeister und Verweser der Herrschaft Kobelsbach
Susanne Dienstmagd im Hause des Mauteinnehmers
Schladriwux Schrankenzieher in Kobelsbach
Mamsell Regin
Nanett ihr Stubenmädchen
Herr von Steinthal ein reicher Gutsbesitzer
Frau von Steinthal seine Gemahlin
Miller Verwalter auf der Herrschaft Steinthal
Amalie seine Tochter
Kandidat Schwarz
Capitain Brand
[zwei Träger, ein Bube, zwei Postillions]

Die Handlung spielt teils im Feenreich, teils auf der Erde im Städtchen Kobelsbach und auf dem Gute Steinthal

1. Akt

Chor der Nymphen I, 1. – Das ganze Feenreich versammelt sich, um die Verlobung von Regina mit Tranquillus und Selinde mit Narcissus zu feiern. – Chor der Nymphen I, 1. – Auftrittslied Schladriwuxerl I, 2 („Ich bin wenn man’s schon sagen muß“). – Die Nymphe Floretta möchte gerne den Genius Schladriwuxerl heiraten. Schladriwuxerl erklärt ihr, daß er sich zwar verloben will, weil es sich dabei nur um ein Versprechen handelt, aber erst heiraten, wenn er alt ist – und zwar eine junge Nymphe. – Chor der Nymphen und dienstbaren Geister I, 6. – Supranaturalis erscheint, und die Feier könnte beginnen, doch zum allgemeinen Entsetzen hat Regina Einwände gegen ihren Bräutigam. Entgegen dem Ratschlag von Supranaturalis, daß die Ehepartner etwa im gleichen Alter sein sollten, will Regina den wesentlich jüngeren Narcissus heiraten. Regina behauptet, sie könne ohne weiteres einen jungen Bräutigam für sich begeistern. Genauso ist sich Schladriwuxerl sicher, noch im vorgerückten Alter eine junge Frau für sich gewinnen zu können. Um dies unter Beweis zu stellen, schickt Supranaturalis Regina und Schladriwuxerl als Menschen, Madam Regin und Schladriwux, auf die Erde. Sollten sie erfolgreich sein, dürfen sie im Feenreich nach ihren Wünschen heiraten. Sollten sie ihre Ziele nicht erreichen, wird Regina Tranquillus und Schladriwuxerl Floretta wie vorgesehen heiraten, der „Gleichheit der Jahre“ entsprechend. – Chor der Nymphen und dienstbaren Geister I, 6. – Die weiteren Szenen spielen auf der Erde. Der Zolleinnehmer Christoph Schlagmayer und seine Frau Crescentia bemerken mit Entsetzen, daß 1000 Gulden Silber Mautgelder, die am nächsten Tag abgeliefert werden sollten, aus ihrem Haus gestohlen wurden. Zu ihrer Erleichterung erscheint ihre Nachbarin Madame Regin, die ihnen anbietet, ihnen sofort 1000 Gulden zu leihen. Als Gegenleistung verlangt sie den noch abwesenden Sohn Eduard als Bräutigam. Gerne gehen Christoph und Crescentia auf den Vorschlag ein, obwohl Zettermann den Verdacht äußert, daß Madam Regin selbst das Geld gestohlen hat, um so die Hochzeit zu erzwingen. Der heimkehrende Eduard fügt sich zwar in den Willen seiner Eltern, erschrickt aber doch sehr, als er seine Braut zu Gesicht bekommt. Die Hochzeit soll in einem Jahr stattfinden, wenn Eduard seine Studien beendet hat. Das Braupaar unterschreibt einen Ehekontrakt und Christoph zeichnet einen Schuldschein. – Chor I, 24.

2. Akt

Chor der Bedienten II, 1. – Eduard befindet sich mit Schladriwux, der als Begleitung aus Kobelsbach mitgereist ist, im Schlosse des Herrn von Steinthal. Er hat sich in Amalie, die Tochter des Verwalters, verliebt, kann sie aber wegen des Ehekontrakts nicht heiraten, was ihn sehr niedergeschlagen macht. Schladriwux hält sich für so unwiderstehlich, daß er glaubt, alle Mädchen – einschließlich Amalie – seien unsterblich in ihn verliebt. Amalies Schmähungen und ihr Davonlaufen deutet er als Zeichen ihrer Liebe. Als Herr von Steinthal, Capitain Brand und der Verwalter Miller von dem Vertrag und seiner Entstehung erfahren, wollen sie Eduard helfen und sorgen zunächst durch eine List dafür, daß Schladriwux aus dem Dorf verschwindet, damit er von allem weiteren nichts nach Kobelsbach berichten kann: Nachdem sie Schladriwux mit Margarethens Hilfe den Paß abgenommen haben, wird er, auf dem Weg zu einem vermeintlichen Rendezvous mit Amalie, vor Millers Haus von Sturm als Deserteur, der sich nicht ausweisen kann, festgenommen. Sturm hat den Auftrag, ihn nach Kobelsbach zu bringen und dort freizulassen. – Lied Schladriwuxerl II, 13 (R: „Da möcht man die Fras völlig kriegn / Da wär’s am Platz, Schrancken zu ziegn.“). – Während Brand, Miller und Steinthal sich über ihre erfolgreiche List freuen, bleibt Eduard weiterhin niedergeschlagen.

3. Akt

Ein Jahr später wird Eduard von seinen Eltern und Madam Regin zu Hause erwartet, denn er soll, dank Madam Regins Fürsprache, die Stelle des verstorbenen Verwalters annehmen. Madam Regin wird unterdessen fortwährend von Schwarz umschwärmt. Sie widersteht seinen Schwärmereien, weil sie Eduard für den folgsameren Ehemann hält. Eduard kehrt heim, doch zum Entsetzen von Madam Regin und seinen Eltern ist er völlig verändert: obwohl er nie trank, führt er einen Flaschenkeller mit sich, obwohl er nie rauchte, besitzt er eine ganze Pfeifensammlung. Er hat Jagdhunde und Waffen bei sich. Außerdem tritt der sonst so Zurückhaltende jetzt äußerst burschikos auf. Er erklärt, daß Madam Regin an den Ehevertrag gebunden ist und er sich deshalb ganz nach seiner Laune benehmen darf. Beleidigt durch Eduards Auftreten ruft Madam Regin Schwarz zu sich und verspricht ihm die Hochzeit und den Posten als Verwalter. Daraufhin fordert Eduard Schwarz zum Duell. Um alles zu beenden, zerreißt Madam Regin den Ehekontrakt, Eduard aber verweist auf das zweite Exemplar in seinem Besitz und die geliehenen 1000 Gulden. Regin schickt Christoph einen Brief, in dem sie den Schuldschein zurücksendet und zugibt, den Diebstahl nur inszeniert zu haben, um eine Hochzeit mit Eduard zu erzwingen, doch nun soll diese Verbindung endgültig gelöst werden. Herr und Frau von Steinthal und der Verwalter Miller erscheinen mit Amalie. Eduard stellt Amalie als seine Braut vor und erklärt seinen erstaunten Eltern, daß er die Verwalterstelle in Steinthal innehabe. Als nun Madam Regin ihre Verlobung mit Schwarz bekanntgeben will, gibt dieser sich als Sohn von Steinthal zu erkennen und erklärt, seine Liebe nur geheuchelt zu haben, um Eduard zu helfen. Während die ganze Gesellschaft nach Steinthal reist, bleiben Schladriwux und Madam Regin entttäuscht und empört zurück. Im Feenreich gestehen Regina und Schladriwuxerl reumütig, daß Supranaturalis mit Recht auf der „Gleichheit der Jahre“ besteht. So gibt es ein dreifaches Verlobungsfest im Feenreich: Regina und Tranquillus, Selinde und Narcissus und Floretta und Schladriwuxerl reichen sich die Hände. – Schlußchor III, 27.