Nestroy-Gespräche 2020: Ankündigung (Call for Papers)

46. Nestroy-Gespräche 2020
Ankündigung (Call for Papers)

Hiermit ergeht freundliche Einladung zur Mitwirkung an den 46. Internationalen Nestroy-Gesprächen mit dem Schwerpunktthema:

„Ich bin ein Sohn, der … nothwendig so einen Vater brauchen könnt!?“
(Johann Nestroy: Liebesgeschichten und Heurathssachen (III,17)
Verfreundet, verfeindet, verwandt: Beziehungen und ‚Netzwerke‘ im/am Wiener Volkstheater und anderswo

Internationales Nestroy-Zentrum Schwechat und
Internationale Nestroy-Ge­sellschaft
46. Internationale Nestroy-Gespräche 2020
30. Juni bis 4. Juli 2020 in Schwechat bei Wien
Justiz-Bildungszentrum, Schloss Altkettenhof

„Den Einen kenn’ ich, das is der Baron Stromberg, mein Feind, der Andere is der Freund von meinem Feind, und meinem Feind sein Freund müßt’ doch auch mein Feind seyn.“ (Höllenangst, 1849) In der Komödie sind die Beziehungsstrukturen nicht fest, sie können sich von einem Moment zum anderen ändern: „OBSCURUS. (hl.) […] Jetzt empfehl’ ich mich liebe Feindin, – LARINA. Freundin, wollen Sie sagen. OBSCURUS. Richtig bald hätt’ ich’s vergessen. Adieu liebe Freundin.“ (Er versinckt.) (Zampa der Tagedieb, 1832). Den typischen Beziehungsstrukturen der Stücke Raimunds und Nestroys stehen die ebenso wichtigen Vernetzungen des Volkstheaters als Einrichtung gegenüber; bereits Goethe wusste: „Die Bühne und der Saal, die Schauspieler und die Zuschauer machen erst ein Ganzes.“ (Regeln für Schauspieler, 1803). Zum Volkstheater gehört aber noch mehr: Denn die vielfachen Verknüpfungen und Verbindungen der einzelnen beteiligten Personen vom Autor bis zum Pantomimenmeister, vom Schauspieler bis zum Kostümbildner kommunizieren nicht nur untereinander, sondern auch mit ihresgleichen an andern Orten, anderen Theatern – von den zirkulierenden Texten und Bildern, Zufälligkeiten und der schwierig zu rekonstruierenden Rezeption ganz zu schweigen.

Der aktuellen Kulturwissenschaft genügt der Begriff der Institution nicht; die Forschung über Beziehungsstrukturen und ‚Netzwerke‘ hat in den letzten Jahren nicht nur in den Geistes- und Sozialwissenschaften einen großen Aufschwung erlebt. Dabei geht es den ‚Netzwerkern‘ nicht um eine Institutionengeschichte, sondern um das Beschreibungsproblem der Struktur, wie Hartmut Böhme es auf den Punkt bringt: „Netze stellen immer den Versuch dar, die Unwahrscheinlichkeit von Ordnung zu minimieren.“ Theoretische Beiträge sind ebenso erwünscht wie exemplarische Analysen, beides nicht ausschließlich unter Anwendung von Netzwerktheorien. Aber vielleicht braucht’s das alles nicht und: „Da gibt sich hernach die Ordnung von selbst.“ (Lumpazivagabundus, 1833)

Ausgehend von den Stücken Ferdinand Raimunds und Johann Nestroys sind Themen zur Inszenierung von Kommunikation und Stummheit, Freundschaft, Feindschaft, Verwandtschaft, Liebe und Konkurrenz denkbar. Beiträge zu interdisziplinären und komparatistischen Fragestellungen sind ebenso willkommen wie Funde und Forschungsberichte zum Gebiet des (Volks-)Theaters, der Komödie und der Satire.

Vorschläge für Referate und Programmgestaltung werden für das Vorbereitungsteam – Walter Pape, Johann Sonnleitner und Ulrike Tanzer – bis zum 30. November 2019 erbeten an:

  • Univ.-Prof. Dr. Ulrike Tanzer (Universität Innsbruck) E-Mail

Bei Angeboten für Referate (30 Minuten + 10 Minuten Diskussion) wird um ein Exposé im Umfang von einer Seite gebeten. – Referentinnen und Referenten erhalten voraussichtlich freie Unterkunft im Gästehaus des Justiz-Bildungszentrums. Die Entscheidung über die zum Vortrag kommenden Referate wird bis Anfang Jänner 2020 fallen.